Seit Mitte der 90er Jahre gingen die Pulser regelmäßig Blut spenden und übergaben einen Großteil des Geldes der Greifswalder Kinderkrebsstation.
Pulser Schlackesurfing (Jugendplatz Volksstadion)
Zwar holten die Boddenstädter bis Spieltag Nummer 9 fünf Remis, der erste Sieg sollte jedoch erst am 5. November gelingen. Dieser wurde ausgerechnet gegen Klassenprimus Blau-Weiß Jarmen erkämpft, dem man Mitte September im Pokal noch mit 0:5 unterlegen war. Sturm und Weder waren die Torschützen in einer von Puls herausragend geführten Partie, welche eine Serie von 15 ungeschlagenen Punktspielen einleitete, mit der die Greifswalder bei acht Siegen und sieben Remis 23:7 Punkte auf´s Konto bunkerten. Mit einem 1:6 am 6. Mai 1995 fand der Pulser Erfolgslauf ausgerechnet in Jarmen ein abruptes Ende – es sollte aber auch die letzte Niederlage der Saison 94/95 bleiben. Am Ende stand der GSV Puls als Aufsteiger mit 34:26 Punkten auf einem beachtlichen 6. Platz. Erfolgreichster Torschütze der Mannschaft war Michael Sturm mit 15 Treffern.
Legendär bleibt ein typisches Puls-Event vom Februar 1996 auf dem damals noch mit Schlacke belegten Jugendplatz des Volksstadions. Geplant war ein Testspiel, der Gegner reiste aufgrund des wirklich miesen Wetters (das im Übrigen ewig anhielt und den Rückrundenstart erst zum 20. April ermöglichte) nicht an. Puls aber hatte neue Trikots, in einem hohen Prozentsatz sehr in Weiß gehalten und die wollten präsentiert werden. Eigentlich hatte bei dem Mikroklima nicht ein Bewohner der Hansestadt seinen ungeliebten Hund zum Zugucken nach draußen geschickt, die Zugvögel badeten immer noch am Roten Meer und selbst die Maulwürfe befanden sich in ihren Grabungsprojekten immer noch in Richtung very hot Erdkern. Der vorbildliche Zeugwart hatte natürlich eine Ersatzkluft (Gelb) dabei und so startete die Truppe eine pulsinterne Schlammschlacht, in deren Folge Trikots und Hosen mehreren Waschgängen unterzogen werden mussten, um sie wenigstens annähernd wieder auf ihre ursprüngliche Colorierung zu bringen.
Puls-Helden, die ihre Hemden gern über der Hose tragen: die Michas Sturm und Dinse, rechts führt René Förster den Ball ganz eng.
Mit den Neuen Andreas Pape und René Förster gingen die Greifswalder in die Saison 1995/96. Diese sollte eine schwere werden – nach der ersten Halbserie hatte man durch gerade mal drei Siege und fünf Remis magere 14 Pluspunkte eingefahren. Besonders schmerzlich war das deftige 1:7 in Völschow, zumal dies unter den Augen eines Raisdorfer (bei Lübeck) Hauptsponsors geschah.
...und hier Winni Schering und Kreiselkalle Schulz bei der Diskussion, ob der letzte Federball nun seinen Weg über oder durch den Maschenzaun nahm.
Zur Halbserie registrierte Puls mit Ronald „Jaruzelski“ Zimmer und Dirk „The Mexican“ Peris zwei weitere Neuzugänge. Gegen Ende der Saison kam dann noch Michael „Pitti“ Pittner. Puls rutschte während der Rückrunde zwar nie so richtig in den Tabellenkeller, aber erst mit drei Siegen und zwei Remis in Folge zum Saisonabschluss konnte man alle Fragezeichen über den Klassenverbleib ad acta legen. Am Ende reichte es zu Platz 12 in der 16er-Staffel mit (bei Saisonbeginn eingeführter Drei-Punkte-Regel) 36 Punkten und 52:60 Toren. Die meisten Treffer kamen auf das Konto von Sven-Uwe Der (12), der beim 3:1-Erfolg gegen Fichte zum Kindertag 1996 auch den 100. Treffer in der Puls-Bezirksklassen-Historie erzielte.
Einen Premierensieg errangen die Pulser zu den Greifswalder Studententagen. Beim traditionellen Geografen-Cross, einem wilden Rundrennen mit Start und Ziel in der Jahnstraße, durchsetzt mit
Stationen, an denen körperliches Geschick und hirninterne Synapsen beansprucht werden, ließen die Fußballer die studentische Konkurrenz hinter sich. Micha Sturm stellte dabei wohl einen Rekord
für die Ewigkeit im „Kirschkernweitspucken“ auf. Das Spielgerät musste die Stationsaufsicht für den nächsten Kandidaten aus dem trüben Ryck fischen. 1997 verteidigten die Pulser diesen Titel und
errangen 1998 den zweiten Platz.
Mit fünf Neuzugängen (Alexander Behrens, Karsten Hensellek, Danny Idler, Martin Meinke und Sandro Beutler) begann für Puls am 10. August 1996 mit einer 0:2-Pokalniederlage in Dambeck die neue Saison. Nach dem 5:2 zum Punktspielauftakt gegen die Ahlbecker Eintracht stieg das mit Spannung erwartete Ortsderby gegen Blau-Weiß Greifswald, die mit einem Sieg ihre Einweihung der neu geschaffenen, feinen Sportanlage am St. Georgsfeld feiern wollten. Puls, angetreten in der Besetzung A. Behrens – Mühlbauer, Ch. Schulz, Förster, Brendemühl (Idler), Foth, H. Schulz (M. Dinse), Der, Weder, Hensellek (Pittner), Sturm, verdarb den Gastgebern diesen Einstand und gewann die denkwürdige Schlacht nach Toren von Foth und Der mit 2:0. Das Rückspiel ging im Übrigen mit 3:2 an den späteren Aufsteiger.
Die 70er sollten eine sehr gute Saison spielen, vor allem auch dem Umstand geschuldet, dass man endlich die Zahl der Remis reduzieren konnten, was sich bei einer Drei-Punkte-Regel dann doch irgendwann bemerkbar macht. Einige erinnernswerte Episoden aus dieser Spielzeit kann man ohnehin zum Besten geben: Ecki Neeses rote Karte nach nur 15 Minuten beim 0:4 in Kröslin, das 6:1 gegen Eintracht Behrenhoff, der erneute 5:2-Sieg über die Ahlbecker auf deren hartem Terrain, der erste Punktspielsieg gegen und in (!!) Dambeck (am 1. März 1997 mit 3:1 durch Tore von Förster (2) und Pittner) oder das 5:1 in Völschow. Nach einem 2:5 zum Abschluss gegen Murchin/Rubkow stand Puls mit 51 Punkten und 72:48 Toren auf einem überraschenden dritten Platz und musste nur Blau-Weiß Greifswald (69 Punkte) und Medizin Bansin (56) den Vortritt lassen. KombiMatheDeutschAufgabe (ohne Taschenrechner!, mit Duden): Genau ein Viertel der Pulser Treffer kamen auf das Konto jenes Spielers, dessen äquivoker Familienname jahrelang zu viel Verwirrung in der Sportberichterstattung der OZ sorgte.
Puls international: putzige Rechnung der Hansestadt Greifswald
Das (verlängerte) Herrentagswochenende 1997 hatte die Hanse-, Bodden-, Universitäts- und Pulsstadt Greifswald erstmals Besuch von knapp 20 sehr, wirklich sehr trinkfesten Fußballern aus dem nordwestbömischen As (Asch). Die Kontakte zu den Jungs entstanden durch die weitverzweigten Verwandtschaftsbeziehungen des Puls-Präsidenten, die, wie man sieht, vor keiner Grenze Halt machen. „Onkel Franz“ Richter organisierte die ganze Sache von tschechischer Seite aus und ist seitdem auch für die Vor-Ort-Logistik zuständig, wenn Puls seine alljährliche Reise ins Höhentrainingslager Asch antritt.
Schwein tot, Präsident schlank, beide mit Wettkampfgewicht
Nachdem der Besuch aus Tschechien seinen Jetlag weggenüchtert hatte, wartete ein hartes Programm auf die Jungs. Das Begrüßungsessen gab´s in der damals noch existierenden „Hasenbar“ in Eldena (überhaupt ist es frappierend, welche von den Tschechen frequentierten Lokalitäten nur wenige Zeit danach dicht machten – Hasenbar, Hotel garni, Bahnhofsimbiss usw.), wo Schatzmeister Winnie Schering mit Blick auf´s Budget dann doch darauf hinweisen musste, dass man hier zu einem Bier nur essen wolle und die Getränke (sowie Studentinnen) eigentlich im Geo-Keller bereit stehen. Auf die anschließenden Partys im Studentenclub (erst Disko, einen Tag später pulsintern) wird man von den Tschechen heute noch angesprochen. Ein weiteres Highlight war zweifellos der Badeausflug – Sturm und Weder als Betreuer bei gefühlten 24,8°Fahrenheit grinsend an der Reling der Koserower Seebrücke, während unten eine Horde wildgewordener, binnenländischer Mitteleuropäer vor Hunderten ungläubiger Schaulustiger die Ostsee rockten. Von der Vergnügungssteuer waren wir dann schön Eis essen. Fußball wurde natürlich auch gespielt – der Kick ging am Freitag mit 4:0 an Deutschland und 24 Stunden später hatten die Pulser eine Menge Fans mehr beim 3:1-Auswärtssieg in Neuenkirchen.
Jeden, der nach mehreren Stunden Aufenthalt im Geografen-Keller das Tageslicht erblickt, befällt das rätselhafte Maulwurf-Syndrom. Symptome sind Rotationssichtigkeit, Reaktionsirritationen und katastrophale Verbalunfälle - in der Summe machen diese zumindest in den ersten 12 Minuten nach Verlassen des Kellers eine intensive Begleitung des Patienten unerlässlich. Kumpel Schering springt die Schadenfreude aus allen Poren.
Die Punkteserie 97/98 begann mit einem 3:3 gegen Murchin/Rubkow. Neu dabei waren Frank „Lucky“ Latotzki und Robert „Arni“ Wittmann, die von den GSC-Junioren zu Puls wechselten. Kulle Kuhl
wanderte nach Berlin aus, Hannes Weder zog im September arbeitsbedingt nach Malchin, spielte die Saison jedoch noch zu Ende. Ein Wahnsinnsspiel machten die Pulser in der ersten Pokalrunde gegen
den frischgebackenen Bezirksligisten Blau-Weiß Greifswald. Auf dem (damals) neuen Kunstrasenplatz im Volksstadion besiegte man den Favoriten mit 4:2. Held des Tages war Karsten Hensellek, der
alle vier Treffer für sein Team erzielte. Im November musste man dann durch ein 1:2 gegen den FSV Malchin die Segel im Pokalwettbewerb streichen.
Im Oktober 1997 waren die Greifswalder erstmals auf Tour gen Tschechien. Das einzige (und letzte) Mal gefahren von einer Frau, an welcher gestestet wurde, wie viele Pullerpausen das feminine Nervenkostüm pro 100 Kilometer verträgt. Es war recht neblig in Böhmen (eigentlich schon ab Dargun), weswegen nicht viel von dieser Reise in Erinnerung blieb. Den fragmentarischen Aufzeichnungen von Chronist Ecki Neese lässt sich zumindest entnehmen, dass Puls auch den zweiten Fußballvergleich gegen die Tschechen gewann – diesmal durch Tore von Der, Uecker und Zimmer mit 3:2.
Party im Geo-Keller: Nichts für Leute von der Streckbank - Daniel Fehlhaber (vorn rechts) darf hüpfen, Ecki (rockend) muss aufpassen, Christian Person (rechts hinten) wurde um 23:43 Uhr mit Hammer und Meißel befreit.
Ein Löwe im "Löwen" - der Lange nach zwei schweren Trainingseinheiten am Fenster seiner Torhüter-Suite
In den nachfolgenden Spielen der Liga musste der GSV den Nachweis erbringen, ob dieses Minitrainingslager Früchte getragen hat. Und siehe da, aus den verbleibenden neun Spielen bis zur
Weihnachtspause wurden beachtliche 17 Punkte geholt, darunter Siege in Behrenhoff (2:0), in Karlsburg (2:1) sowie ein beeindruckendes 6:2 im Derby gegen den SV Fichte. Offenbar hielt das Formhoch
bis in die Vorbereitung der Rückrunde an, denn gegen Kartlow (14:1), Greif 73 (6:2), Süderholz (8:5), Gützkow (2:2) und Kletzin (2:2) schlug das Leder 32mal im Kasten des Gegners ein. In der Liga
lief es dann durchwachsen – der 0:6-Klatsche gegen ESV/Empor II standen solche Ergebnisse gegenüber wie ein 4:1 in Loitz oder der bis dahin Pulser Bezirksklassen-Rekordsieg gegen Fichte am
letzten Spieltag der Saison mit 11:2. Mit in der Endabrechnung 49 Punkten und 69:55 Toren, wobei Karsten Hensellek und Sven-Uwe Der jeweils 15 Treffer erzielten, landete Puls auf dem 5. Platz der
Abschlusstabelle.
Heiko Jahnke, Daniel Fehlhaber, Joachim Bohlmann waren die Neuen in der Saison 1998/99, ein wenig später kehrte auch Mucki Henk vom VSG Weitenhagen zurück. Die Heimspiele wurden fortan wieder auf dem direkten Stadtgebiet ausgetragen, man zog zur Anlage am Dubnaring zurück. Das Wechselbad der Gefühle, das Puls in dieser Spielzeit durchleben sollte, spiegelte sich im Kleinen bereits in der Pokalpartie der ersten Runde in Karlsburg wieder, die mit 5:4 gewonnen wurde. In der Liga standen hohen Siegen wie gegen den ESV/Empor II (7:1), Grün-Weiß Usedom und die SG Murchin/Rubkow (jeweils 6:1) Krimis wie beim 4:5 in Gützkow oder Klatschen wie beim 1:6 in Neuenkirchen gegenüber – jene Partie, in der sich Arni Wittmann so verletzen sollte, dass er seinen Töppen an den Nagel hängen musste (wenn er ihn reingekriegt hat). Mit 12 Siegen bei 13 Niederlagen und 41 Punkten sowie einem Torverhältnis von 53:52 schloss Puls die Saison auf Platz 8 ab.
Der Greifswalder SV Puls anno 1998: stehend v. l.: Torsten Bieling (Sponsor Provinzial), Nils Bendemühl, Andreas Pape, Sven-Uwe Der, Eckhard Neese, Heiko Jahnke, Jörg Foth, René Förster, Michael Pittner, Ronald Zimmer / unten v. l.: Michael Sturm, Michael Dinse, Karsten Hensellek, Joachim Bohlmann, Alexander Behrens, Matthias Uecker, Frank Latotzky, Andreas Henk, Hartmut Schulz, Daniel Fehlhaber.
8. April 2000 in Züssow: Michael Sturm (Mitte) bestreitet sein 500. Spiel im Dress des GSV Puls. Dabei traf er 348mal ins gegnerische Netz. Auf dem Foto zwei weitere langjährige Weggefährten - Hartmut Schulz (beim Einwurf) und Jörg Foth.
Den Weg ins neue Jahrtausend ging das Team vorerst mit fünf neuen Gesichtern: Jan "Honza" Hilker, Renato Gerwien, Daniel Fehlhaber, Mathias Moerschner und Thomas Protz. Dazu gesellte sich im Laufe der Saison ein Sturmduo par excellence: Stephan „Hasi“ Behrens und Maik Harder. Die Ligaspiele standen im stetigen Wechsel von Licht und Schatten. Allein von den Spieltagen 24 bis 29 konnte Puls so etwas wie eine Miniserie von sechs ungeschlagenen Partien in Folge hinlegen, um das Ganze zum Abschluss mit einem 0:6 gegen den ESV/Empor II (Hinspiel: 3:1) abzurunden. So reichte es wieder nur zu einem Mittelfeldplatz mit 43 Punkten und 57:60 Toren. Zumindest war nichts von dem zu sehen, was in der kommenden Saison passieren sollte.
30 Jahre Puls auf einem Haufen
Mit dem Übergang ins neue Millennium nahte auch das Event „30 Jahre Puls“. Dieses fand seinen gebührenden Rahmen in einem 7-Sterne-Restaurant der Boddenstadt – mit dabei waren neben den offiziellen Gratulanten der einzelnen Fußballverbände jede Menge Pulser, Ex-Pulser, Puls-Frauen (und jene, die es unbedingt werden wollen, wollten, inzwischen sind), Puls-Sponsoren, Puls-Sympathisanten und Puls-Fans. Jenen, die keine Karten ergattern konnten, wurde um 23 Uhr vom Balkon des Veranstaltungsgebäudes zugejubelt. Feine Feier!
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