Weihnachtsfeier 1976 in der "Sonne"
1977 und 1978 wurde es sehr ruhig um DLK Greifswald, es zeigten sich sogar erste Auflösungserscheinungen. Einige Spieler gingen zu anderen Vereinen und man musste sich neue Spieler kaufen. Mit den Brüdern Roland und Michael Dinse wurde dabei ein Volltreffer gelandet. 1978 kamen dann Udo Eggebrecht, Günther Holzfuß, Jürgen Krause und Thomas Möller. Jürgen Person kehrte nach anderthalbjähriger Spielzeit beim Oberligisten Empor Greifswald zum DLK zurück. Ab dem 6. April 1979 trägt der Verein seine Heimspiele auf dem Platz am Dubnaring aus.
Die Jahre 1979 bis 1981 sind auf Grund des im E.N.Verlag erschienen Magazins „DLK – Die Starelf“ sehr gut dokumentiert. In der Grauzone zwischen aufwändig recherchiertem Fußballheft und einfachem Fanzine lavierend, war das Blatt nach der „FuWo“ und dem „Sportecho“ die dritte Macht am sportlich minder bewölkten Pressehimmel der Hansestadt. Die Themen – ein irrer Mix von Neuem aus dem Inner Circle, Trainerkritik und –lobhudelei, Spielerportraits ohne Starschnitt, Statistik, Spielberichten, mittel- bis hochprozentiger Genussmittellokalitätenwerbung und vielem mehr.
Zur Situation in der Mannschaft heißt es im Februar 1979: „Der Glanz früherer Jahre ist stark abpoliert. Es ist nicht mehr die Mannschaft von 1975-1977.....Unsere Redaktion stellt fest, dass der FC DLK in den letzten Jahren immer mehr zu einem Auffanglager für flüchtige DLK-Spieler verkommt, die nach missglücktem Vereinswechsel wieder um Asyl baten. All das hemmt natürlich die positive Entwicklung des Vereins.“
...und gleich brennt die Gitarre
In der April-Ausgabe 1979 wird Hartmut Wiedemann dazu aufgefordert, nicht nur Tore zu schießen, „wenn es um eine Wette geht (3/4-Liter Wodka)“. Radike solle „die Spieler nicht so sehr ablenken mit seinen Pop-Ereignissen“. Karl Wegner „war schon einmal schneller“. „Den Nachwuchs nicht so sehr zum Trinken verleiten“, ist ein Tipp, den der E.N.Verlag Roland Kuhl, welcher in der gleichen Ausgabe zum Fußballer des Jahres gekürt wurde, auf den Weg gibt. Monate später wird Kuhl kritisiert, „weil er (geht) nebenbei noch Kegeln und treibt zur Zeit auch noch Kulturistik“. Was auch immer mit Letzterem gemeint ist.
In einem anderen Heft wird gar die Libero-Karriere von Wolfgang Matzke in Frage gestellt: „Schon vom Äußeren her schockt er seine Gegner (Bart u. Schüttelfrisur).....Ein neuer Libero wächst heran. Eine Sorge aber hat der Trainer. Matzke ist zu sehr dem Karo-Qualm verfallen und ob er das auf Dauer durchhält, 90 Minuten seinen Mann zu stehen“. Als auf ein Foto-Rätsel mit Wolfgang „Jimmy“ Schönfeld über 50% der Zuschriften auf „Paul Breitner“, aber nur 10 Prozent die richtige Lösung tippten, spekulierte der E.N.Verlag: „Diese 10 Prozent verkehren auch allesamt in der QUELLE (Anm. der Red.: eine von vielen Greifswalder Kneipen) und darum ist es für sie auch nicht allzu schwierig“.
Sportmagazin in filigraner Handarbeit - vor Hammer, Zirkel, Ährenkranz war die Tinte alle
Ein missglückter Spielertransfer wird im Januar-Heft 1981 beschrieben: „...Unser Kapitän W. Schering ist sehr gut befreundet mit Otto und nicht in der Lage, diesen Spieler für den FC DLK abzuwerben......Schering hat versagt und KKW „BL“ schnappt natürlich zu und unterschreibt mit Otto einen Vertrag.“ Der Beitrag endet mit einem verbalen Heckangriff gegen den mit Haupthaar eigentlich vorzüglich ausgestatteten DLK-Kapitän: „Im Biertrinken macht er allen etwas vor, aber auf dem Gebiet der Abwerbung hat er eine Glatze.“
Nach den Winterturnieren 1981 erscheint beim E.N.Verlag eine Sonderausgabe, erstmals ohne die Überschrift „DLK – Die Starelf“, dafür mit einer zweiseitigen Trainerschelte, welche in den Worten gipfelt: „Ist Menotti wirklich so taub oder tut er bloß so?“ Ob es zwischen dieser Äußerung und dem Fakt, dass dies die letzte Ausgabe eines hervorragenden Sportmagazins sein sollte, einen kausalen Zusammenhang gibt, ist nicht überliefert.
Jimmy Schönfeld und Didi Wiedemann bei der Verlosung der Hauptgewinne: ein 12er Satz gelbe Lockenwickler und eine von Schönfeld zur Verfügung gestellte Jimi Hendrix - Luftgitarre
1979 erreichte man durch einen 3:2 – Erfolg gegen Wasserbau (Tore: Küverling (2), Kuhl) das Pokalfinale. Während man mit dem Unternehmen Aufstieg an Motor Greifswald scheiterte, sollte in diesem ausgerechnet gegen Angstgegner, Erstdivisionär und Stadtmeister ABK die Sensation gelingen. In einem dramatischen Spiel am 26. Mai 1979 behielt man im Phillip-Müller-Stadion mit 4:3 die Oberhand. Aufstellung: Person – Reiter, Möller, Neese, Reiche, Schönfeld, Schering, M. Dinse (75. Küverling), K. Wegner, O. Wegner und Kuhl. Die Tore für DLK erzielten Karl Wegner (2), Kuhl und Küverling.
An Marthas Pfahl: Kapitän Schering Menottimania im EN-Verlag
Auch 1980 wurde es nichts mit dem Aufstieg in die höchste Volkssportliga der Hansestadt. Diesmal scheiterte DLK an Wasserbau und Bahnhof. Zur 10-Jahresfeier befanden sich mit Hartmut Wiedemann, Schering, Reiter, Neese, Matzke, Lehmann und Person noch sieben Spieler im Team, welche die anfänglichen Geschicke der Truppe entscheidend mitbestimmt hatten. Getrauert wurde um Gründungsmitglied Hans-Dieter Gladrow, der 1980 26-jährig an den Spätfolgen eines NVA-Unfalls verstarb.
Reiter (150), Schering (111), Neese (101) und Person (100) waren die Spieler, die bis zum Saisonbeginn 80/81 mindestens 100 Kappen für Hautklinik/DLK gesammelt hatten. Die ewige Torschützenliste führten mittlerweile Roland Kuhl und Karl Wegner mit jeweils 39 Treffern an.
Stimmungskanone Kulle Kuhl in seinem Element - mit Opfer Karli Wegner
Der erste Vereinswimpel - entworfen von Eckhard Neese
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