Greifswald (SPA): Liebe Kinder, liebe Erwachsene! Ihr alle kennt die Geschichte von Saxana, der Hexe, die sich mit einem Zauberspruch aus ihrer Hexenschule zu den Menschen beamt. Dort verliebt sie sich in Honza, den Sohn des Zoodirektors und ersten Kerl, der ihr vor die so wunderbaren, dunklen Locken läuft. Nach einer Unzahl von Verstrickungen und lustiger Zaubertricks, einem wilden Besenritt, der Mutter aller filmisch umgesetzten Verfolgungsjagden, nimmt sie einen Schluck von einem Salbeitrunk und verliert daraufhin ihre Zauberkräfte. Was mit einem Gipsbein für Saxana und dem Happy End betreffs Honza endet.
Auch im Volksglauben nutzten Hexen gern den Besenstiel, um auf diesem kurze Ausritte in die Umgebung zu unternehmen oder ihn als mobilen Untersatz für ihre Meetings mit dem Teufel zu nutzen. Eine weitläufige Ansicht, die vor allem in den Jahrhunderten der Hexenverfolgung sehr populär und glaubhaft beschrieben war.
Nun, liebe Mitmenschen, fällt euch etwas auf? Wo es Hexen gibt, muss es doch auch Hexer geben! Darüber wurden in der Vergangenheit sehr viele Vermutungen aufgestellt, die unbelegt blieben. Die wahrscheinlichste war immer noch die, nach der ein Hexer sein Dasein in den familiären vier Wänden fristet, die Hausarbeit, Waschen, Kochen, Bügeln erledigt, sich um die Aufzucht des Nachwuchses kümmert und aus Zeitgründen äußerst selten an die frische Luft gelangt.
Mittlerweile scheinen sich Hexer von der Gesellschaftsordnung des Matriarchats emanzipiert zu haben. Immer häufiger werden sie, auch bei Tageslicht, in freier Wildbahn entdeckt. Für alle, die unsicher sind, ob sie dort am Himmel eine Hexe oder einen Hexer erblickt haben, gilt nach bisherigen Erkenntnisstand als Alleinstellungsmerkmal der Fluguntersatz: Denn Hexer nutzen Rechenstiele!
Der SPA liegt nun ein Foto vor, auf der ein Hexer Sekunden nach seiner Landung am Flusslauf des Ryck zu sehen ist. Dort bat er zwei grillende Angler um eine Zange, um den verbogenen Zinken seines Rechens zu richten, der offenbar starke Turbulenzen bei der Luftfahrt verursachte. Laut der beiden Zeugen konnte das Problem durch kurze Hebelbewegungen schnell behoben werden. Zudem beschrieben die Männer einen sehr steilen Abflug und zwei wilde Flugrunden, bei denen der Hexer mit seinem Rechen das Areal einebnete.
Für die Archäologen der Universität Greifswald scheint nach diesen Schilderungen das Rätsel um zwei geheimnisvolle Rechenkreise, die im letzten Frühjahr von Großbauern auf Feldern bei Levenhagen und Stilow entdeckt wurden, gelöst. Nach einer Analyse des Fotos kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass sich die in vorpommersche Erde gegrabenen Kratzspuren zu 85prozentiger Sicherheit dem im Foto zu sehenden Rechen zuordnen lassen. Hundertprozentige Sicherheit, so weiter, könne jedoch nur eine Verbringung des Fluggerätes zu Untersuchungen in das Geologische Institut der Universität bringen.
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