Interview mit dem Amtsschimmel

 

Zu Gast bei der SPA:  Greifswalds Amtsschimmel (offizielles Pressefoto), total unterbelichtet abgelichtet

 

Greifswald (SPA): Am 29. Mai erwartet die Fleischervorstadt tausende Greifswalder und Gäste zum Stadtteil-Flohmarkt. Damit diese beliebte Veranstaltung nicht, wie zuletzt erlebt, zu einem fröhlichen Stadtteilfest entartet, hat das Ordnungsamt in diesem Jahr Vorkehrungen getroffen. Zu Regulierungszwecken wurde der Amtsschimmel von der Leine gebunden, der nicht nur auf dem holprigen Geläuf zwischen Burg- und Wiesenstraße sondern auch in den nun dokumentierten „Auflagen für die Durchführung des 8. Fleischervorstadtmarktes“ tiefe Spuren hinterließ.

Die unglückseligen Zeiten, in denen Besucher sich an Bier, Kuchen sowie Gegrilltem labend durch die mit Kleinkram zugestellten Fluchtwege und Straßen ziehen, dürften mit diesem amtlichen Papier endlich der Vergangenheit angehören. Uns ist es gelungen, den Amtsschimmel (AS) für ein exklusives Interview in unserem Arbeitszimmer zu begrüßen, wo er den Fragen der SPA aufrichtig Rede und Antwort stand:

 

 

Vorsicht Dielen: Schuhe aus! auch für den Amtsschimmel

SPA (zeigt das offizielle Pressefoto):  Was ist hier passiert?

 

AS: (wiehert) Fragen Sie Ihren Fotografen. Der Mann ist offenbar so vielbeschäftigt, dass er mich völlig unterbelichtet abgelichtet hat. 

 

SPA: Bevor wir auf einzelne Punkte der Auflagen eingehen, möchten wir fragen, was Ihrerseits mit den veröffentlichten Teilnehmerhinweisen bezweckt wird?

 

AS: (zieht sehr viel Luft und unsere Kladde in die Nüstern) In einem Satz? … Wir möchten dieser Flohmarkt-Anarchie ein Ende bereiten!

 

SPA: Anarchie? Überschätzen Sie diese Veranstaltung nicht ein bisschen?

 

AS: (wiehert) Wir haben sie unterschätzt. Wissen Sie, es ist wider der Natur des Deutschen, mit Spaß und völlig ungeordnet durch die Straßen zu ziehen, um Konsumgelüsten nachzugehen. Zum Schluss ist das noch Tanzen und Singen. Alles braucht seine Ordnung: Rechts rum und gut. Und links kommen alle wieder raus. Und bitte, reiten Sie nicht das Argument, solch ein Flohmarkt sei auch ein Hort der Begegnung, wo fremde Menschen miteinander ins Gespräch kämen. Sehen Sie das Ganze als bitterernste Konfrontation zwischen Angebot und Nachfrage. (atmet ganz tief aus, wir ducken uns)

 

SPA: Wobei Sie das Angebot, die Eigeninitiative und natürlich auch die Nachfrage bewusst einschränken. Schankgenehmigungen sollen eingeholt werden, am Grill werden Gesundheitsbescheinigungen verlangt, Waffeln und Cremekuchen sind u.a. ganz verboten, allein Blechkuchen ist erlaubt. Natürlich durchgebacken. Apropos: Wie wollen Sie das überprüfen?

 

AS: (zieht einen Zahnstocher aus der Mähne) Ich galoppiere durch die Straßen und führe das hier ein. Aber erläuternd zur Schankgenehmigung: Ich bitte Sie … die kostet schlappe 31 Euro. Der Anbieter verkauft einen Kasten für vier Euro die Flasche oder vier Kästen und kann den Preis auf 1,50 runtersetzen. Aber (wiehert zweimal) allein bei 22 Schankgenehmigungen sind das 682 Tacken für´s Stadtsäckel. Feinste Mathematik und ich bekomme ein Fuder Heu mit ganz viel Sahne obendrauf.

 

 

 

Vom Amtsschimmel evaluierter Flohmarkt - Idealzustand in der Wiesenstraße. Allein regnen könnte es noch.

SPA: Wir zitieren: „Die Gehwege bleiben gleichzeitig Flucht- und Rettungswege und sind mindestens 1m breit freizuhalten. Die Stände also bitte mehr in die Länge als in die Breite aufbauen.“ Sie kennen die Wege? Zum Beispiel in der Steinstraße?

 

AS: (zieht die Flanke ein) Wenn ich da durchkomme, schaffen die das auch. Immer schön in Reih` und Glied. Ist doch so viel übersichtlicher. Wenn es in die Länge nicht geht, muss eben vertikal aufgebaut werden. Hongkong, Manhattan … es gibt so schöne Beispiele, wo das bestens funktioniert.

 

SPA: Zum Abschluss – Sie erwähnen explizit, dass der Verkauf von Kraftfahrzeugen nicht gestattet sei. Gab es diesbezügliche Fälle in der Vergangenheit?

 

AS: (hustet motorisch aus den Ganaschen) Ich musste beobachten, dass in der Vergangenheit immer wieder Bollerwagen, Dreiräder und Laufautos veräußert und dann fern aller Gebote der gegenseitigen Rücksichtnahme bewegt wurden. Bedenken Sie bitte auch, dass auf einem solchen Flohmarkt immer Bastler unterwegs sind, die hier, in einer maritim geprägten Stadt, in der Lage sind, solch ein Gefährt durch die Montage eines Außenborders in Sekundenschnelle zu motorisieren. Das kann ich nicht zulassen.

 

SPA: Danke für dieses Gespräch. 

 

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Kommentare: 9
  • #1

    Fleischervorstadt-Blog (Montag, 09 Mai 2016 19:52)

    Super Foto,
    So ähnlich stelle ich mir einen gelungenen Stadtteilflohmarkt vor. Das Amt würde vermutlich noch die Abwesenheit der bestellten Ordner monieren, aber ich finde das auch so schon ganz gemütlich!

  • #2

    Papiiis Tochter Lina :) (Montag, 09 Mai 2016 20:08)

    Mein süßes Pferdchen *-*

  • #3

    Pautsch (Montag, 09 Mai 2016 20:10)

    Und wieder geht es nur um Geld, dass es nur Spaß an der Freude ist sieht er nicht. Warum macht man alles immer so schwierig, es lief doch schon 7 mal immer sehr gut

  • #4

    Fleischervorstadt-Blog (Dienstag, 10 Mai 2016 01:10)

    Um Geld geht es nicht, sondern darum, dass die Veranstaltung schon 7 Mal sehr gut lief und inzwischen einen Umfang angenommen hat, der die Ämter auf den Plan ruft. Ansonsten volle Zustimmung.

  • #5

    Der Amtsschimmel (Dienstag, 10 Mai 2016 07:25)

    Am Sonntag sollte sich in den Gesichtern von Menschen schon ein wenig die Anstrengung des anstehenden Berufsalltags widerspiegeln. Veranstaltungen wie der Flohmarkt, auf diese kreative und lustvolle Art durchgeführt, lenken doch vom Wesentlichen nur ab. Wo kommen wir hin, wenn, wie in der Nähe Waschsalon beobachtet, solch ein Event zu einer Zusammenkunft mit Musik, Essen,Trinken und Lachen verkommt. Ordnungsamt heißt Ordnung - und die setzen wir durch. Geld spielt dabei natürlich nur eine übergeordnete Rolle.

  • #6

    Knepulski (Dienstag, 10 Mai 2016 07:56)

    Wo bekomme ich da nur mein Sternie her ?

  • #7

    Der Amtsschimmel (Dienstag, 10 Mai 2016 14:52)

    Zu Ihrer Information: Für Sternie werden Ausschankgenehmigung UND Gesundheitsausweis benötigt.

  • #8

    Knepulski (Dienstag, 10 Mai 2016 15:55)

    .... aber aber, Mengen die dem eigenem Konsum dienen, bedarfen doch höchtens einer Einschenkgenehmigung, oder AS ?

  • #9

    Der Amtsschimmel (Dienstag, 10 Mai 2016 18:46)

    Kaufen Sie Bier zum Fremdkonsum? Damit erübrigt sich ja wohl eine Antwort auf die Frage.Einschenkgenehmigung? Gute Idee.