Unsere Katze, meine Schwester und ich

Das erste Brycke-Katzenfoto: Relax-Zoso

 

Greifswald (SPA): Zwei Wochen, nachdem unsere Katze Emma verschwunden war, fuhr meine Liebste zu einer Hausparty bei Freunden in Friedrichshagen. Freunde, die ein wenig die Übersicht über die Familienplanung der von ihnen betreuten Katzen verloren hatten. Und so drängten sich zur Speisezeit ein Dutzend Vierbeiner um drei Fresströge, wobei sich die Kleinen hinten anstellen und sich derweil mit dem begnügen mussten, was den Großen und Kräftigen bei der Schlingerei aus dem Maule fiel.

Nach zwei Stunden versandte ich eine SMS: „Und? Kariert, quer- oder längsgestreift?“.  Zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung längst gefallen, denn ein gerade zwölf Wochen alter Kater hatte es sich in einem warmen Schoß bequem gemacht. Kurz vor Mitternacht landete der in Greifswald und saß nun auf meiner Hand. Seine Nase entließ im Drei-Sekunden-Takt feuchte Bläschen und er atmete tief und heiser – Zeichen eines ausgeprägten Katzenschnupfens. Ich begann meine übliche Litanei: „Eigentlich wollten wir noch eine Weile …“ und mein Einwand wurde durch „Du darfst ihm den Namen geben“ unterbrochen.

 

Ich las gerade einen Western von Pete Dexter (Deadwood), in dem ein Hund eine bedeutende Rolle spielt. So rief ich spontan „Apokalypse“ aus und wurde überstimmt. Kim Il Sung und Trotzki waren ebenfalls nicht genehm und ich erfuhr, Politiker und Märtyrer seien nicht zugelassen. Eine Weile hatte ich noch meinen Spaß, bevor mir die finale Namensgebung gelang. Der CD-Player entließ in diesem Moment „When the levee breaks“, den letzten Titel des Albums Led Zeppelin IV, das unter Fans auch den Namen Zoso trägt. Auf diesen Namen „hört“ jetzt wirklich unser Kater.

 

Eines von vier Symbolen auf Led Zeppelin IV: Zoso

1985 kam ich nach Greifswald und absolvierte vor dem Studium zwei Wochen Studentensommer im Gelbensander Forst. Zu unserer Gruppe gehörten einige Sportstudenten aus dem angehenden dritten Studienjahr, die der Obsession unterlagen, jedem einen Spitznamen vergeben zu müssen. Ich hatte zuvor einige Monate im Tagebau gearbeitet, eine Schicht nach jener, in der mein Vater als Brigadier tätig war. Das brachte ihm in Anlehnung an den Film „Schinderhannes“ den Spitznamen Hannes ein und den erbte ich natürlich gleich mit. Logisch, dass ich den Sportstudenten in Gelbensande mitteilte, mich gerade an diesen gewöhnt zu haben. Und so wurde aus Dirk ein Hannes. Mit allen Konsequenzen, die so eine Umbenennung mit sich bringt. Fußballer, die nach vier Jahren gemeinsamem Kickens feststellen, dass sie einen Dirk im Team haben. Sehr gute Freunde, die bei der Veröffentlichung von „12 Zoll“ fragen, warum ich dieses Buch unter einem Pseudonym herausbringe.

 

Meine Schwester feiert heute ihren 50. Geburtstag. Mit ihrem Kosenamen schließt sich für mich als Namensgeber der Kreis dieser Geschichte. Als sie zur Welt kam, konnte ich, keine anderthalb Jahre älter, Mareen nicht aussprechen.

 

Riesigen Glückwunsch und alles Gute, meine Mausi!

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0