Der letzte Straßenfußballer

Kürzlich abgerissene Sportstätte in der Marienstraße

Greifswald (SPA): Acht Wochen ist es her. Lokaltermin in der Marienstraße. Bunt besprühte Wände und Pfeiler aus Beton. Marode Dachverkleidungen, von denen sich morsche Bretter und löchrige Dachpappe der Erdanziehungskraft widmen. Das Fragment eines Kleinwagens und von dort, inmitten abgestürzter Dachbalken stehend, über schräg gesetzte Mauerreste, quer hinüber, der Ausblick auf die moderne Bebauung am westlichen Ufer des Ryck. Hier und mittendrin: Herbert Ziemendorff.

Nutzt die Weitläufigkeit des Areals: Herbert Ziemendorff bei einem neuerlichen Rekordversuch

2007 schrieb eine lokale Tageszeitung einen Jonglier-Wettbewerb aus. Ziemendorff war dabei und lag mit 2616 Ballberührungen lange in Front, ehe er, quasi auf der Zielgeraden, noch von einem Nachwuchskicker des Greifswalder SV abgefangen wurde. Seine damalige Bestleistung und die seines Konkurrenten hat er seitdem pulverisiert. Am 4. März 2015 blieb der Ball über 71 Minuten in der Luft, ohne ein einziges Mal den Boden zu berühren. Der erschöpfte Zähler gab eine „7133“ bekannt.   

Postmoderne Sichtachse (für die Nachwelt festgehalten): Blick durch die Ost- auf die Westbebauung des Ryck

Fast täglich versuchte der heute 67-jährige, der sich neben dem Jonglieren dem Eishockey, Kegeln und Radfahren verschrieben hat, diesen Rekord zu brechen. Als Trainingsort diente ihm bis vor wenigen Wochen die stille Immobilie in der Marienstraße. Einst der Sitz der Bäuerlichen Handelsgenossenschaft (BHG) gibt es die nun nicht mehr. Abgerissen, da in unmittelbarer Nachbarschaft gekokelt wurde. Streng genommen: Sportstättenrückbau, wo doch die Erhaltung und der Ausbau diesbezüglicher Flächen in der Hansestadt angesagt sind.

Sanitärer Unluxus: Simpel angereist und umgekleidet

Herbert Ziemendorff wird sich etwas Neues suchen müssen.