Populärmusik aus Federau

 

Zu spät: ESC Federau

 

 

 

Greifswald (SPA): Es geschah wenige Stunden nach dem deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest (ESC) 2017, den die weithin unbekannte Sängerin Levina gewann. Die Schwerinerin Petra Federau schickte am Sonntag im Rahmen einer Greifswalder Großdemo unter dem Motto „Das ist unser Ernst!“ einen weiteren Beitrag ins Rennen. Dieser, so die ESC-Jury, kann aufgrund des verpassten Einsendeschlusses jedoch nicht mehr für den Wettbewerb berücksichtigt werden.

Auf der unpolitischen Veranstaltung intonierte die nach eigenen Angaben untalentierte Bardin kurz nach den Redebeiträgen der Parteikameraden Kramer, Weber und Arppe das ihr bis unlängst nicht bekannte Stück „Sag mir, wo die Blumen sind“. Ein laut Experten dickes Brett, an dem schon in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts Millionen gitarrenbegleitete Freizeitmusikanten an den Lagerfeuern der Republik gnadenlos gescheitert sind.

1955 vom amerikanischen Liedermacher Pete Seeger als Anti-Kriegs-Lied verfasst, ließ es in einer deutschen Adaption vor 55 Jahren Europa und die Welt aufhorchen. Marlene Dietrich, die im II. Weltkrieg vor amerikanischen Soldaten auftrat und aus diesem Grund unter Teilen der Bevölkerung ihres Heimatlandes als „Volksverräterin“ galt, wechselte 1962 in der Anmoderation des von ihr interpretierten Stücks unvermittelt von der deutschen in die französische Sprache. Eine Geste der Schauspielerin, die als eine der größten zur Aussöhnung mit dem Erzfeind Frankreich in die deutsche Nachkriegsgeschichte eingegangen ist.

 

Federau traf in ihrer Greifswalder Version nicht jeden Ton punktgenau und reduzierte das Lied auf vier Strophen. Die Textsicherheit ließ dabei deutlich zu wünschen übrig - Zeilen wie „Sag mir, wo die Deutschen sind, waren den Fremden wohlgesinnt“, „Sag mir, wo die Fremden sind, blieben da, jetzt Herrscher sind“, „Sag mir, wo die Heimat ist, Deutsche werden sehr vermisst“ oder „Sag mir, wo die Deutschen sind, für immer fort, sie waren so blind“ verliehen dem Lied zwar einen präfaktischen Anstrich, verfälschten den originalen Sinn jedoch in einem Maße, das wenig Hoffnung für eine Nominierung zu einem ESC der nächsten Jahre gibt.

 

Federau: Zero points.   


Foto: Michael Gratz (mit freundlicher Genehmigung)

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Kommentare: 2
  • #1

    XY und Z (Dienstag, 14 Februar 2017 20:37)

    Habe heute das Video gesehen ... fettes Brett, richtig! Hoffe, dass das ALLE lesen.

  • #2

    Brycke (Samstag, 08 Juli 2017 18:03)

    Vielen Dank!