Bei Good- und Badmintons: auf den Spuren einer Greifswalder Tradition
Greifswald (SPA): Auf Einladung weilten wir gestern bei der 13. Auflage der Puls Badminton Open. Mit dieser Veranstaltung huldigt der Greifswalder SV Puls einer traditionellen und in der Geschichte sehr erfolgreich betriebenen Sportart der Hansestadt.
Neben uns begrüßte das Veranstalterteam Dr. Hans Winter in der Arndthalle. Dieser hob sich im Februar 1981 mit dem Ausspruch "Ein Turnier dauert so lange, bis das letzte Netz abgebaut ist" in den Kritikerhimmel des Badminton-Sports. Seit vier Jahren ist er nun Stammgast bei dieser Veranstaltung und beantwortet Fragen, die Laien diese Sportart näherbringen. Wir haben ein wenig im Archiv gekramt und präsentieren heute und am kommenden Mittwoch in zwei Folgen die 25 FAQs Badminton.
Ich tue mich ja nach wie vor mit diesem Sport sehr schwer. Worin liegt denn Ihrer Meinung die Faszination des Badmintons?
Oh (lacht) … wieviel Zeit haben Sie? Achten Sie auf das Detail! Jede Partie
bietet tausende Situationen, die beweisen, dass der Mensch ein einzigartiges, ja göttliches Geschöpf ist. Nehmen Sie dieses Foto. Wir beide, diese beiden Spieler und keiner in der Halle ahnt, auf
welcher Seite des Netzes das Spielgerät, das sich aufgrund fotografischer Kunst unseren Blicken entzieht, landen wird. Gibt es einen Netzroller, fliegt der Ball, angetrieben durch einen
Luftwirbel ganz davon oder bleibt er für einen Moment gar in der Luft hängen, weil er sich nicht entscheiden kann … der Badmintonsport steckt voller Eventualitäten! Das empfinde ich als sehr
faszinierend.
Das ist alles?
(Lacht erneut) Genügt das nicht. Mich fasziniert die Gelassenheit der Spieler. Sicher gibt es hier und da ein bisschen Dirty Talk, das hatten wir in der Vergangenheit schon thematisiert, aber kein böses Wort, kein Frust. Selbst Spieler, die auf dem Feld chancenlos wirken, die sich selbst outfitmäßig ihrem neuen Hobby wenig genähert haben, bewegen sich mit einem Lächeln zum aufzuhebenden Ball. Das ist doch das, was wir sehen wollen, oder?
Die psychologische Spielführung hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Gibt es hierzu neue Erkenntnisse?
Dieser Spieler fiel durch einige Ballhypnosetechniken auf, die jedoch nur selten (Anm.: in dieser Situation kam der Ball in der Luft zu stehen, drehte sich um 180 Grad und konnte dann gezielt returniert werden) von Erfolg gekrönt waren. Sollte es ihm gelingen, diese Technik zu perfektionieren, wird das den Sport revolutionieren.
Wenn Sie die Entwicklung des Badmintons, sagen wir mal, in den letzten 20
Jahren betrachten. Welche ist in Ihren Augen die gravierendste Entwicklung?
Badminton ist athletischer und härter geworden. Die Spieler machen auf mich einen weit austrainierteren Eindruck als noch vor 20 Jahren. Solche Löcher im Netz, die durch harte Returns verursacht werden, konnte ich damals noch nicht beobachten.
Gibt es Dinge, an denen man einen Badminton-Novizen auf Anhieb erkennt?
Genau zwei: breitbeinige, netzparallele Fußstellung und ein Schlagarm, der vor der Brust angewinkelt ist.
Wie positionieren Sie sich zu technischen Hilfsmitteln im Badminton-Sport?
Die sind völlig überflüssig. Ein Hawk Eye verbietet sich, so lange ausreichend Spieler beteiligt sind, die mit Adleraugen und Diskussionsbedarf unter zwölf Minuten ausgestattet sind. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass sich Spieler (Anm.: wie im Hintergrund zu sehen) bei der Observation mit dem Schläger auf dem eigenen Fuß abstützen müssen, um eine objektive Draufsicht zu erlangen.
Existieren beim Badminton Körperpartien, die besonders beansprucht werden?
Ganz eindeutig: Die Bauchmuskulatur. Sehen Sie, in der Regel streckt sich ein Spieler bei jedem Schlag, hin und wieder muss er sich bücken. Einige natürlich auch immer. Ein Spieler, der vor dem Anpfiff eines Badminton-Turniers mit einem astreinen Waschbrettbauch einmarschiert, weist an dieser Stelle spätestens nach dem zweiten Match Deformationen auf, die allein ständigen Zerrungen und Stauchungen geschuldet sind. Stellen Sie sich das einmal so vor: Zerren Sie 100mal an ihrem Schlübbergummi, dann fällt der ihnen bis zum Knie. Leider haben solche Deformationen ein lange, ja, sehr lange Halbwertzeit. Wenn Sie heute durch die Innenstadt laufen oder McDonalds einen Besuch abstatten und Menschen mit einem solchen Bauch entdecken, können Sie absolut sicher sein: Der- oder diejenige haben ein Badminton-Turnier hinter sich.
Gibt es etwas, was Ihnen besonders aufgefallen ist?
Die ganze Welt spricht vom Zika-Virus. Mir ist aufgefallen, dass die Sorge wegen der Ink-Mücke in den Medien völlig unterpräsentiert ist. So eine Blue-Ink-Mücke frisst sich stundenlang unter die Haut, legt sich kurz schlafen und macht gegebenenfalls am nächsten Tag weiter. Einige Fußballer sind an den Armen so lückenlos befallen, dass man nicht mehr weiß, was nun Haut und was Mücke ist. Das jetzt auch Badminton-Spieler von ihr angegriffen werden, beunruhigt mich schon ein wenig, fielen diese doch bisher als Zielgruppe aus. Und nebenbei bemerkt: Muss man solche Schuhe dazu tragen?
In den letzten Jahren äußerten Sie sich recht optimistisch zum Hooligan-Problem im Badminton. Wie empfinden Sie angesichts Ihrer damaligen Aussagen die diesjährigen Vorfälle?
Mein Gott, nun malen Sie doch nicht den Teufel aufs Parkett. Ein Flitzer! Der zudem noch vor Erreichen der Hallenwand eingefangen wurde. Damit wollen Sie doch diesem sauberen Sport nichts andichten, oder? Gehen Sie mal zum Synchronschwimmen!
Apropos sauberer Sport. Wir entdeckten einen offenen Bestechungsversuch?
Das muss man weiter beobachten. Noch läuft so etwas direkt und nicht über Konten in der Schweiz oder auf den Cayman-Inseln. Auch scheint es mit der Professionalität nicht weit her zu sein.
Wer kommt auf die Idee, sich mit dem Versuch einer Manipulation an den Kampfgerichts-Praktikanten
Nun ja … was sagen Sie denn zu diesem Betrugsversuch?
Eine Lappalie. Das haben Weltklassespieler wie Li Tun Schwung und Andreas Netzbücker auch schon getan. Einfach mal den Ball ins gegnerische Feld gewischt. Punkt und weiter! Niemand und nichts, außer das Image dieses Spielers, hat Schaden genommen. Ich sehe darin keinen Grund, den Videobeweis einzuführen.
Eine für die heutige Folge abschließende Frage, Herr Winter, und vorerst ein Dankeschön. Was halten sie von der Sportfotografie im Badminton?
Ich glaube schon, dass sie mit diesem Herrn ein recht fähiges Exemplar dieser Spezies am Start haben. Ihm gelingt es schon, die kleinen Finessen dieser aufregenden Sportart im Bild festzuhalten. Hin und wieder bin ich mit der Bewertung von Details, die man mit ein wenig Empathie aus den Fotos herauslesen kann, nicht einverstanden. Sehen Sie sich doch nur dieses Bild an! Müsste der Fokus nicht eher auf Elementen liegen, die weit an den Rand des Fotos gerückt wurden und nur schemenhaft zu erkennen sind? Wenn er das in naher Zukunft hinbekommt, kann er ein ganz Großer der Badminton-Fotografie werden.
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Der Toni (Montag, 20 Februar 2017 13:26)
Einfach geil der Beitrag. Danke und macht weiter so.
Brycke (Samstag, 08 Juli 2017 18:02)
Danke!