Ich reformiere

 

 

 

Greifswald (SPA): Jeeds Jhar im Arpil setelln jugne Mschneen irhe Abriet an eenim Porkjet frteig, das sie in enier mnüldchien Püfrnug im Agusut vor der IHK vreetiidegn wreedn. Die Zkfunut usnreer Pgroarmeimerr und Sezpaislietn für den tcheinchsen IT-Spuprot dkuonemitret deis in enier ewta 20-steigien Porkjetabriet. Mit deiesr bgennien sie in der Rgeel zölwf Mnaote vor dem Tmeirn mttiles Fdinnug enier Üerbifschrt. Dnaach lgeit die Abriet 50 lgane Woechn barch. Nun aebr, in eniem sgenefhaetn Ednurspt, wrdeen die Ihnlate bnnein wnieegr Tgae auf enie Fsteapltte ghaeckt. 

 

Als gtuer Mnesch hbae ich Hflie zguegast. Nchit fchailch. Aielln in der Rtchescheirubng, der Gmmartaik, dem Stzaabu. In dseien ltzeetn Tgean vor der Agabbe der Porkjetabrieetn mtueire ich zur fileschgwedroneen Rtchtescheirbfrerom. Nien, eehr zur Rvoeuliotn.

 

Dabei versetzt es mich in Erstaunen, wie viele Menschen ohne den amtlichen Nachweis einer LRS oder einer Legasthenie ernsthaft darüber verwundert sind, dass sich an jedes vierte Wort in ihrem Dokument eine rote Schlangenlinie schmiegt. Immerhin reagieren einige von ihnen lösungsorientiert. Sie schalten das Prüfprogramm aus. Manifestiert sich in der einen Arbeit ein subjekt- oder verbloser Satz allein durch einen Punkt, glänzt das nächste Werk durch einen Fließtext über 15 oder 25 Zeilen, in dem das Wort „installiert“ eine sehr dominante Rolle spielt. Sprachliche Monokultur in Präteritum und Präsens. (Seit acht Jahren habe ich eine Schachtel „Mon Chéri“ im Schubfach, die ich dem ersten überreichen werde, dem ein korrektes Plusquamperfekt aus der Tastatur rutscht.) Ein Schachtelsatz aber ist ohne Kommata kein Schachtelsatz. Ich interpunktiere und obwohl fachlich nicht voll auf der Höhe, bringe ich kleine und große Computerbefehle zwischen den Zeichen „“ unter. Nebenher verteile ich in Gedanken kräftige Tritte, schön mit Pike, in Hinterteile, die über den Zeitraum eines kompletten Jahres pure Faulheit ausgesessen haben. Bis ich einen Krampf in meiner rechten Wade spüre.

 

Ein Großteil der behandelten Themen ist so Lala. Es werden Server aufgelegt und Nutzerprogramme optimiert (die Verben sind von mir!). Nicht wirklich das, was einen potentiellen Arbeitgeber im Zuge eines begeistert ausgerufenen „Wow!“ aus dem Designersessel an die Bürodecke hebt. Aber ich habe meine Highlights, auch in diesem Jahr.

 

Heiners Mutter führt eine kleine Physiotherapiepraxis in einem Dörfchen nahe der pommerschen Küste. Ich kenne das Dorf, bin einige Male durchgefahren und weiß, dass dort die Bürgersteige, falls vorhanden, nur am Dienstag und Donnerstag nach unten geklappt werden. Wenn das prall gefüllte Bäckerauto in den Weiler rollt. Als aufrechter Verfechter des infrastrukturellen Ausbaus im ländlichen Raum gehe ich mit überproportionalem Interesse an die Lektüre dieser Arbeit, da ich allein die dortige Anwesenheit einer Praxis für Physiotherapie für beachtenswert empfinde.

 

Der Ist-Zustand von Muttis Kleinbetrieb wird durch Heiner so charakterisiert, dass sie die Daten ihrer Kunden und Patienten handschriftlich auf Karteikarten führt, die ihr Dasein alphabetisch sortiert in einem Holzkasten fristen. Diese antiquierte Art der Dokumentation soll nun, wie im Soll-Konzept euphorisch verkündet, durch eine digitale Alternative ersetzt werden. Die Zauberlösung für dieses Problem heißt Excel-Datenbank. Wie auch immer Heiner darauf kommt, sagt er allein durch diese Umstellung eine Zeitersparnis von fünf Minuten pro Patient/Kunde voraus. Das ergibt bei acht pro Tag und unter Anwendung des direkten Dreisatzes (dessen Erläuterung Heiner eine ganze Seite und einen Gliederungspunkt opfert) eine Zeitersparnis von 40 Minuten am Tag. Kaum möchte ich Heiner unterstellen, dass er seiner Mutti ein wenig mehr Freizeit gönnt, endet das Fazit dieser ersten Abhandlung in dem Satz: „Durch die Einführung der Excel-Tabelle hat der Dienstleister soviel Zeit gewonnen das er am Tag eine weitere Behandlung planen kann.“ Ich trenne soviel, setze ein Komma und hänge an das ein zweites „s“.

 

Im Anschluss werden durch Heiner zweispaltige Abbildungen in die Arbeit eingefügt, in denen das Mehraufkommen von Patienten/Kunden pro Tag (1), Woche (5), Monat (20), Jahr mit 12 Monaten (200, hier hat er sich verrechnet) und Zehn-Jahres-Zeitraum (2000, das ist jetzt ein Folgefehler) tabellarisch veranschaulicht wird. Dicke Rahmen und die Schriftgröße Arial 24 geben diesen Applikationen etwas Wuchtiges und schinden mit den entsprechenden textlichen Erläuterungen, die ich aufgrund einiger Wiederholungen kürze, Seitenzahlen. Nun widmet sich der Verfasser dem erwarteten Gewinnzuschuss für seine Mutter. Gleiches Schema mit ebenso wuchtigen Tabellen, wobei er den Gewinn mit 20 € je Behandlung taxiert. Ergibt pro Tag 20, in der Woche 100, im Monat 400, im Jahr 4800 (diesmal ohne Fehler) und im Zehnjahresplan 48000 Euro.

 

Der Hauptteil der Projektarbeit endet mit einer ausführlichen Kosten- und Nutzenanalyse. Während Heiner die Kosten für Anschaffung von Karteikarten und Kugelschreiberminen großzügig vernachlässigt, setzt er für die Anschaffung des Praxiscomputers inclusive Software 699,00€ an, die er nach einem Vergleich dreier verschiedener Anbieter ermittelt hat. Weitere fixe Kosten wie Installation, Bereitstellung und Schulung fallen nicht an, denn schließlich würde er das selbst übernehmen. So errechnet Heiner, dass sich die Umstellung von analoger auf digitale Patientendokumentation für den Kunden (seine Mutter) schon nach dem 35. Patienten amortisiert.

 

Fazit: „Führt der Kunde am Montag das System ein hat sich das am Freitag schon gelohnt.“  

 

Ich widerstehe dem Drang, die Frage „Um welche Uhrzeit?“ zu tippen und setze ein Komma.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Lala (Samstag, 22 Juli 2017 01:27)

    Mon chère