Die letzte der Libellen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Greifswald (SPA): Es spätsommert. Für drei Stunden und nur ein bisschen. Ich lese mich durch die wunderbaren Bilder eines John Irving, die der mit Worten in sein „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ gemalt hat. Man muss der Held des eigenen Lebens werden.

 

 

 

 

 

 

 

Hier, in der Sonne der Greifswalder Wallanlagen, ist die Welt rein gemacht. Wie Irvings Held Homer Wells tat sich der Mensch nützlich. Entstraucht. Entbaumt. Begradigt. Ein paar Pflaster drauf. Und während ich mich den Prinzen von Maine und den Königen von Neuengland widme, verpacken die Helden der Neuzeit in Wolgast und Strasburg ihr Leben in Tomatenfrüchte und Trillerpfeifen. Werfen und blasen fort. Nur weg von sich. Das bebilderte Haut ab, das absolut schmerzfreie Ergebnis einer Innenschau.

Hier, in der Sonne der Greifswalder Wallanlagen, langweilt es Zoso, den seit vier Jahren pubertierenden ADHS-Kater, den es auf der erfolglosen Jagd nach cleveren Insekten einen Katzenspaß gemacht hat, diesbezügliche Ermahnungen zu ignorieren. Entstraucht, entbaumt und weg. Alle. Schmetterlinge. Käfer. Bienen. Hummeln. Die Libelle, die als mystisches Krafttier hilft, sich von allem Ballast zu befreien. Leichtigkeit und Stille. Ich wecke die verdutzte Katze mit dem großen sächsischen Schlachtruf: „Krieg den Balästen!“

Zoso ignoriert und wirkt nervös. Denn SIE setzt sich nieder. Die letzte der Libellen.

 

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