Ursache, dann Wirkung
Greifswald (SPA): In der Nachbarschaft trampelt der Merkules-Sportsmann wieder einmal um 7 Uhr die Treppe hinunter, so als würde er auf jede einzelne Stufe noch einen Telemark zaubern. Um sich, auf diese Weise unlügbar aufgewärmt, im nächsten Moment die Stöcker umzuschnallen und, nachdem er die Tür aus dem Weitwinkel zuscheppern lässt, seine morgendliche Nordic-Walking-Runde auf dem Wall zu beginnen.
Normalerweise stehe ich zu diesem Anlass im Bett und belege den mich umgebenden Raum mit einer analogen Noicemail. Heute ist das ganz anders. Ein völlig unflyer Schmerz durchzuckt mein Heck kniekehlenaufwärts bis ein bissel unter die Lenden. So falle ich, kaum aus dem Kissen, infolge einer erzwungenen Umkehrbewegung belastend wieder in selbiges zurück. Was ist das für 1 Life?, denke ich noch und evaluiere die Ursache für diesen ausgewachsenen Muskelkater. Vong fünf Schüttmeter Eschenholz, die wir zu zweit teils in die Garage, teils meinem andersseitigen Nachbarn absolut nicenstein in den Holzport verbracht haben. Das ahnma, wenn du sowas zwischen Tür und Angel wegen seiner Lieferabwesenheit leichtfertig dahintrumpetest.
Ich besinne mich und versuche auf dem Rücken liegend einen Dab. Nicht per Hand, mit den Füßen. Klappt nicht. Klappt sogar sehr nicht. Dann rolle ich mich mittels zweier halber Schrauben aus dem Bett. Geht fit. Falle sanft, knie mich hin, atme und benötige eine handgestoppte halbe Minute in den Stand. Dann schleppe ich mich in Richtung Bad und spiele während des Transfers das übliche GEGE mit Kater Zoso, indem ich sein Schüsselchen wegen Hockunfähigkeit aus der Höhe mit Trockenfutter bestücke.
Im Bad lasse ich eine Wanne ein und kippe 100 Milliliter Muskelentspannungszeugs dazu. Pille danach, nur gegen Muskelkater. Noch gefresht auf Kaffee fermentiere ich dort eine halbe Stunde, schubse den Schaum ein wenig herum und spiele versonnen mit ihm Plattentektonik. Ehe ich die Litness des sich abkühlenden Bades verlasse und mich ausgehfertig mache, um Brötchen zu looten.
Vor dem Bäcker sehe ich Robert, meinen Bruh vom wöchentlichen Exil-Kneipenquiz, der gerade sein unausgeschlafenes Gesicht tief in den Kinderwagen vergraben hat. Da ich weiß, dass er gelegentlich sehr schreckhaft reagiert, koppele ich meine handauflegende Begrüßung an ein „I bims … Hannes.“ Robert lächelt und seine mindertinderjährige Tochter ebenso, während er mir erklärt, warum er heute schatzlos unterwegs ist. Auf dem Rückweg bläst mir Sturmtief “Herwart” einige kräftige Böen entgegen, die in meinem Antlitz, wie ich amüsiert daheim am Spiegel feststelle, korrekte Textmarkeraugenbrauen hinterlassen. Mit dem Feinkamm zwirble ich die wieder weg.
Wegen Wurstteller: Kater macht den Teilzeittarzan
Wir sitzen zehn Minuten am Frühstückstisch, als sich der Kater, der bis soeben auf dem Fensterbrett fernschimmelt hat, zu uns gesellt. Er zieht mit verdrehten Augen die Luft vom Wurstteller, hofft insgeheim auf ein selfiecide-ähnliches Ereignis meinerseits, verliert letztendlich die Geduld und wagt sich, den Teilzeittarzan mimend, mit den Vorderpfoten in die Nähe des Gedecks. Das gibt eine Verwarnung, ehe ich dem magenwühlenden Kaffee Tribut zolle und in den Sanitärbereich entschwinde. Ich tacke meinem Sohn, der mit der Süderholzer Squad bei einer Festivität in Hamburg weilt, einen Gruß und schicke meiner Mutter gleich noch einen hinterher. Emojionslos, aber immerhin hat sie ihr sozialtotes Dasein mit der Anschaffung von Whats App beendet.
Für den Rest des Tages bindet mich der Muskelkater auf die Couch. In den Napflix-Modus.
Spielanleitung: Im Text sind die 30 Vorschläge für das "Jugendwort 2017" versteckt. Einfach Text ausdrucken und markern. Wer am Bildschirm markern möchte, bitte
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XY und Z (Donnerstag, 04 Januar 2018 23:03)
Grandios! Tränen gelacht.