Nofone und Kabel Nixland

Es ist 17:30 Uhr an diesem Montagabend im ganz frühen September. Schultere das von der Feierabendfahrt noch tret- und kettenheiße Fahrrad aus dem Keller, schwinge mein rechtes Bein über den Sattel, sattele selbst auf und transferiere mich zu einem Dienstleister. Einen für kabelgebundene und weltweite Datenübertragung.

 

Beginne mit einem Zweizeiler: Mein Vermieter weilt im fernen Winnipeg und plötzlich hat das Internet ein Leck. Muss ich erläutern. Namen nennen, Vertragsdaten buch- und nummerstabieren. Die Vertretung des Dienstleisters auf Greifswalds Erden tippt mit. Schaut auf einen Bildschirm, der mir seinen Rücken zugewandt hat. Und sagt: „Da ist nichts!“. „Aber da hat doch letzte Woche erst ein Mitarbeiter alles installiert.“ „Da ist nichts!“ „Gut. Dann frag ich erstmal nach.“

 

MitternachtsWhatsApping mit Winnipeg. Keine Ahnung. Eigentlich müsste. Sollte. Nö, tut nicht, kein Vertrag. Hotline!

Hotline! Die Hotline sagt: eigentlich müsste, sollte, das wurde doch letztens erst installiert.

 

Es ist 17:30 Uhr an diesem Dienstagabend im ganz frühen September. Schultere das von der Feierabendfahrt noch tret- und kettenheiße Fahrrad aus dem Keller, schwinge mein rechtes Bein über den Sattel, sattele selbst auf und transferiere mich zu einem Dienstleister. Denselben für kabelgebundene und weltweite Datenübertragung.   

 

Beginne mit einem Zweizeiler: Die Hotline meint, es müsste gehen – warum kann ich trotzdem keine Daten sehen? Muss ich nicht erläutern. Die Vertretung des Dienstleisters auf Greifswalds Erden tippt, schaut auf ihren Bildschirm, telefoniert mit der Hotline, tippt, telefoniert mit der Hotline, tippt … 17:57 Uhr: „Der Vertrag ist wohl widerrufen worden.“ „Aber warum hat denn dann ein Mitarbeiter erst letzte Woche …“ „Keine Ahnung!“

 

SpätabendWhatsApping mit Winnipeg. Vermieter sagt, er kümmert sich. Vielleicht könnte ich ja kurzfristig…

 

Ich schaue kurzfristig. Sie können den Hotspot für einen Tag, eine Woche oder einen Monat buchen. Eine Woche reicht. Kreditkarte, PayPal oder Gutschein? Klar, PayPal!

 

Paypal habe ich seit dreieinhalb Jahren nicht genutzt. Verifizieren Sie sich! Telefon, per E-Mail oder Sicherheitsfragen. Telefonnummer ist veraltet, für E-Mail benötige ich Internet. Was bin ich heute wieder logisch: Sicherheitsfragen! Geburtsname der Mutter? Kenn ich. Welcher ist ihr Lieblingsverein? Oh Mann, ich habe Dutzende. Es vergehen zehn Minuten, bis ich den richtigen getroffen habe.

Dann: Schließen Sie Ihre Verifizierung mit dem zugesandten Code aus Ihrem E-Mail-Postfach ab. Ich beginne zu weinen. Liebe Freunde, ohne Internet kein Postfach. Nach weiteren 20 Minuten werde ich wegen einer Zeitüberschreitung aus dem Programm geworfen und gebeten, es später nochmals zu probieren.

 

Da ich den Hotspot nur vom Endnutzergerät buchen kann, fahre ich am Mittwoch in der Mittagspause die Kette heiß. Verifiziere mich bei PayPal. Die schicken einen Code. Ich trete die Kette auf dem Weg zur Arbeit noch heißer. Und wund. Knappe drei Kilometer. Öffne das E-Mail-Programm. Post von PayPal. Ein Code. Darunter der Hinweis: Dieser Code ist zehn Minuten gültig. Astrein, aber ich bin nicht Tony Martin und mein Rad nicht Tony Martins Rad.

 

Es ist 17:30 Uhr an diesem Mittwochabend im ganz frühen September. Schultere das von der Feierabendfahrt noch tret- und kettenheiße Fahrrad aus dem Keller, schwinge mein rechtes Bein über den Sattel, sattele selbst auf und transferiere mich zu einem Dienstleister. Meinen für kabelgebundene und weltweite Datenübertragung.  

 

Beginne mit einem Zweizeiler: Um mich am Internet zu laben, würd ich gern nen Gutschein haben. „Gutscheine verkaufen wir nicht.“ Ich muss lachen. Laut, herzhaft, knackig. Verwirrend für den Dienstleister. Nach 47 Sekunden muss ich atmen. Und fragen: „Wo gibt es denn welche?“ „Na im Internet!“

 

Es ist Montagabend im frühen Oktober. Die Vorbereitungen des Dienstleisters Nofone und Kabel Nixland zur Anlieferung einer Zugangsmaschine Internet gehen in die vierte Woche. Ich werde geduldig.