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Greifswald (SPA): Auf den stetig wachsenden Konsumbedarf und die steigende Sehnsucht nach den guten alten Zeiten hat ein Greifswalder Lebens- und Bedarfsmittelmarkt seit dieser Woche mit der Installation eines weiteren Themenregals reagiert. Das Warenaufbewahrungselement Retro beherbergt dabei typische Dinge und Accessoires aus der Produktion der DDR, die unter Wahrung aller Bestimmungen zum Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) noch an interessierte Kunden veräußert werden dürfen.

 

 

Gleich hinter den Regalen für Vegane Frauen, Männer und Haustiere, neben jenem für Allnatura-Fans, in Front der Fast- und Junkfood-Auslagen und vor dem Regal Köstliches aus der Region platziert, erhielt die Charge eine exponierte und zentrale Lage im Verbrauchermarkt, die sich dem Kunden schon nach dem Queren der Obst- und Gemüseabteilung weithin sichtbar durch hochgezogene Mauern präsentiert.


Jedem, der den mit Selbstschussanlagen bestückten Streifen hinter der Vegan-Abteilung unbeschadet übersteht, darf sich dann in einer langen Menschenschlange anstellen, mit der historisches Kaufverhalten in Echtzeit simuliert wird. Gleichzeitig flimmern über einige in der Mauer installierte Schwarz-Weiß-Bildschirme kleine Werbespots zu allerhand leckeren und interessanten Dingen, die im Kunden unbändige Lust auf das Regal Retro wecken sollen. Eine Lust, die dort allerdings nicht gestillt wird.

„Wir haben lange gebrainstormt, wie wir den Kunden die lange Wartezeit vor der Retro-Abteilung verkürzen können. Und haben dann doch auf Altbewährtes zurückgegriffen.“, erläutert Susanne H., die Leiterin des Marktes. Nach einer von Zollveteranen mobil durchgeführten Leibes- und Taschenvisitation wechseln im Rahmen eines Zwangsumtausches Avocado aus Südamerika gegen Äpfel aus dem Havelland und Honigmelonen aus Guadeloupe gegen Weißkohl aus Lehde (Spreewald) für die Dauer des Besuches den Besitzer. Der kundenorientierte Ansatz der Verkaufsstelle ermöglicht hier einen Eins-zu-Eins-Rücktausch nach dem Besuch der Abteilung.

 

Das Sortiment innerhalb der Mauer beschränkt sich wegen der erwähnten Bestimmungen zum MHD auf die Sektionen Waschmittel und Waschmittelähnliche sowie Alkohol. Dinge also, die auch in der DDR immer zu haben waren. Der Clou: erstmals in der Konsumgeschichte wird ein mit Waren aus sozialistischer Produktion bestücktes Verkaufsregal durch zwei weitere Regalzonen ergänzt. Neben der Sicht- und Greifzone, darf man sich hier auch in der Reck- und Bückzone bedienen. Vor dem Verlassen der Retro-Abteilung bekommt jeder Kunde durch einen feinmotorisch geschulten Azubi den Vaterländischen Verkaufsorden angeheftet und wird nach dem Rücktausch auf sicheren Pfaden durch das Selbstschussanlagenareal geführt. Schließlich ist noch nix bezahlt.

Die Herkunft der Waren ist mittlerweile auch geklärt. Es handelt sich hierbei um Bestände aus Hamsterkäufen von ehemaligen Mitgliedern der DDR-Administration aus dem Jahre 1989. Diese wurden im Sommer auf einem USP (Unsere Sozialistischen Produkte) – Stück in den Wandlitzer Katakomben entdeckt und nach einer Ausschreibung durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), einem Nachfolger von BvS (Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben) und Treuhandanstalt, dem jetzigen Anbieter übergeben.              

 

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Kommentare: 21
  • #1

    Ina Degenaar, https://dastaeglichegruseln.blogspot.com (Dienstag, 23 Oktober 2018 13:18)

    Ich folge jetzt der Devise: Alles, was zu unwahrscheinlich und an den Haaren herbeigezogen wirkt, ist wahr. ;-)
    LG, Ina

  • #2

    Brycke (Dienstag, 23 Oktober 2018 14:45)

    Dann bist du hier richtig, Ina. Danke für deinen Kommentar.

  • #3

    Lieselotte (Dienstag, 23 Oktober 2018 22:23)

    Oma sagt, sie findet's nicht gut, dass der Brycke sich über den Konsum lustig macht. Sie hat immer gerne und günstig eingekauft damals und mit netten Leuten in der Schlange hat man bessere Freundschaften geschlossen als heute bei Facebook.

  • #4

    Lieselotte (Dienstag, 23 Oktober 2018 22:54)

    Sagt Oma! Ich find' aber Facebook auch schon okay und hab' auch mehr Facebookfreunde als Oma.

  • #5

    Brycke (Mittwoch, 24 Oktober 2018 11:32)

    Oma hat sich im Konsum früher sicher besser zurecht gefunden als ich heute in einem dieser Läden. Aber es schult die Kommunikation, nette Verkäuferinnen nach dem Weg zu fragen, den man(n) trotz aller innovativen Beschriftungen nicht zum Zielkauf finden kann. Ist ja nicht wie im Baumarkt, wo nur Leute arbeiten, die als Kind beim Versteckspielen IMMER gewonnen haben.

  • #6

    Lieselotte (Mittwoch, 24 Oktober 2018 12:58)

    Oma sagt, sie sei altmodisch und Konsum sei für sie auch nach der Wende nicht die hauptsächlich sinnstiftende Tätigkeit für ein glückliches Leben. Trotzdem, sagt sie, geht sie gerne in den Baumarkt, vor allem in die Gartenabteilung, wo sie Sachen für die Datsche kauft und sie muß niemand fragen, sondern kennt sich dort gut aus, sagt sie.

  • #7

    Hannelore Brutzl (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:29)

    Ich weiß nicht, warum die Lilo hier schreibt, was ich sage. Ich kann ja selber was sagen, auch wenn's keinen interessiert. Jedenfalls gibt es genug Leute, die die alten Sachen von damals gerne wieder hätten. Nicht nur den Konsum. Karlfried, Erna und der Rumpfler sagen immer, sie würden gerne auf die Bananen verzichtet haben, wenn sie gewußt hätten, wie das alles kommt. Damals wäre auch alles eine verlogene Heuchelei gewesen, aber nicht so schlimm wie heute.

  • #8

    Wilhelm Bürstig (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:30)

    Aber auf den Malediven Urlaub machen, das wär nicht gegangen. Und sagen hat man auch nur dürfen was erlaubt war!

  • #9

    Hannelore Brutzl (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:31)

    Wie oft warst Du denn schon auf den Malediven, Wilhelm? Und alte Frauen wie mich sperrt man hier heute auch ein, wenn sie die falschen Meinungen haben und sie auch noch sagen. Find' ich nicht gut! Wenn in Nordkorea die geschichtliche Tatsachen gesetzlich geregelt würden, wär das Geschrei bei uns groß. Heuchler sag' ich da nur!

  • #10

    Wilhelm Bürstig (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:32)

    Du kannst ja "Die Partei" wählen, die wollen die Mauer wieder aufbauen.

  • #11

    Hannelore Brutzl (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:33)

    Wahlversprechen! Man kann nicht sicher sein, daß das was vor der Wahl gesagt worden ist, nach der Wahl auch passiert - in seltenen Momenten ist die auch mal ehrlich unsere Lieblingskanzlerin.

  • #12

    Wilhelm Bürstig (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:33)

    Aber vielleicht würde der Sonneborn als Kanzler die Mauer doch wieder aufbauen.

  • #13

    Hannelore Brutzl (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:35)

    Der Sonneborn zeigt, was für ein Kasperletheater das ist, von dem wir national und in der EU regiert werden. Das ist sein Verdienst, aber ich hab's eh' gewußt. Wer nur für 5 Ost-Pfennig Grips im Kopf hat, weiß es.
    Daß man sich von sowas regieren lassen muß, eine Schande das alles.

  • #14

    The Angry (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:35)

    Rainer Werner Fassbinder muß weg!

  • #15

    Tukan Kirbati (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:38)

    Mein Gott, Hannelore, jetzt laß' mal die Kirche im Dorf! Ich war schon auf den Malediven, aber erst nach der Wende! Ich hab die ganze Welt gesehen, das hab' ich mir immer gewünscht.

  • #16

    Hannelore Brutzl (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:39)

    Ich kenn' auch einen, der die ganze Welt gesehen hat, der war Schiffsingenieur, den haben sie beim Landgang in Cartagena bis auf die Unterhose alles ausgezogen und geklaut, in Apapa auf Reede sind sie sogar an Bord gekommen und haben ihn und drei andere verdroschen und überhaupt hat er nur in den sozialistischen Ländern kaum solche Erfahrungen gemacht.

  • #17

    Tukan Kirbati (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:39)

    Propaganda! Jetzt ist es raus! Du bist eine russischer Trolline! Von Putin bezahlt. Das ist mir zu Bunt jetzt! Keine Toleranz gegenüber den Intoleranten! Das ist gegen die Netiquette.

    Herr Brycke ich fordere Sie hiermit ultimativ auf, diesen Schmutz zu löschen.

  • #18

    Wilhelm Bürstig (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:40)

    Propaganda wollen wir nicht, hier in Greifswald!

  • #19

    Hannelore Brutzl (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:41)

    Der Herr Brycke soll mich ruhig löschen, der ist sowieso befangen, weil die Schallplatten damals so schwer zu kriegen waren. Ich bin's gewohnt, gelöscht zu werden. Ist in meinem Alter nicht mehr so schlimm.

  • #20

    Lieselotte (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:42)

    Ach Oma, die Zeiten ändern sich, aber dein Pflaumenkuchen ist immer noch der beste! Ich komme Sonntag mal vorbei.

  • #21

    Manface Duck (Sonntag, 28 Oktober 2018 12:43)

    Ich komme auch gerne - wo wohnt Oma?