Kein Muss: Weihnachtsmann im roten Mantel
Greifswald (SPA): Am ersten Weihnachtsfeiertag mache ich in der Früh einen kurzen Spaziergang. Raus zum Markt, wo die Mecklenburger Backstube offen hat. Ich geh da rein, hänge mich an eine lange Schlange und ein Verkäufer hinter dem Tresen hat mächtig was zu tun.
Kurz darauf stürmt ein Zwerg herein, vielleicht acht oder neun Jahre alt, läuft dreist an der Schlange vorbei und ruft zu dem Kerl hinterm Tresen: „Ich hab das total eilig. Kann ich schnell fünf Weizenbrötchen haben?“. Der Verkäufer guckt für einen Moment zumindest leicht verdattert auf den Jungen und antwortet dann: „Das dauert eine Weile, da die Weizenbrötchen noch im heißen Ofen sind. Aber heute, am ersten Weihnachtsfeiertag, musst du und kein anderer Mensch es eilig haben.“
Ich bin geneigt, diesen weisen Worten das Prädikat Pädagogisch Wertvoll zu verleihen, als sich der Junge hartnäckig nochmals meldet: „Ich hab das aber wirklich total eilig.“ Nun guckt der Verkäufer ein bisschen ungläubig und schüttelt sich kurz. "Dann solltest du dir fünf andere Brötchen aussuchen.“ Der Kleine beginnt nun, laut und für alle nachvollziehbar das Kleingeld abzuzählen, das ihm Mutter oder Vater auf den Cent genau für fünf Weizenbrötchen in die Hosentasche geschoben haben. Enden tut das bei: „Einsfünfundachtzig!“.
Nun sagt ein Bursche in der Schlange vor mir: „Weißt du was. Such dir fünf Brötchen aus und ich bezahl dir das.“ Der Zwerg kriegt erst einen roten Kopf, findet dann aber recht schnell seine Sprache für eine Bestellung wieder. Die Färbung hält an, bis er mit der prallen Brötchentüte an der Schlange vorbei zur Tür geht und dreimal mit dem immer noch fuchsroten Kopf Schönen Dank sagt.
Am ersten Weihnachtsfeiertag war der Weihnachtsmann gekleidet in neumodische braune Schuhe, eine rote Jeans, einen grünen Parka, trug einen braunen und rausgepäppelten Bart und eine kunterbunte Mütze. Mit Bommel. Jeder kann zu jeder Zeit für einen Augenblick der Weihnachtsmann sein.
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Ottfried (Dienstag, 25 Dezember 2018 16:27)
Ach so! Jetzt versteh' ich auch, warum die Leute immer zu mir sagen: "Du bist mir so ein Weihnachtsmann!"