Gaming mit Björn

 

Übersichtlicher Kartenausschnitt: Civilisation 2 mit Björn

 

 

Erfurt / Greifswald (SPA): Björn schaut gebannt auf einen Computerbildschirm, der von seinen diagonalen 19 Zoll quasi nichts als ein sattes Schwarz in das sehr aufgeräumte Arbeitszimmer wirft. Allein ein winziger, grüner Fleck ist ziemlich mittig auszumachen. Ich hebe mich aus meinem Stuhl und trete ein wenig näher. Offenbar ein Kartenausschnitt. Spähe über Björns Schulter und lese den hellblauen Schriftzug: Höckstedt.

„Na endlich!“. Dieser erleichterte Ausruf weckt aus meiner Lethargie, die mich befällt, als ich Björn minutenlang dabei beobachte, wie er dutzende Male die Enter-Taste betätigt. Ohne dass am und auf dem Bildschirm irgendetwas passiert. Eine laute Fanfare erklingt nun aus den integrierten Boxen des Computers und ein Fenster öffnet sich. Unter dem nun großen Schriftzug „Höckstedt 3900 BC“ läuft eine Animation, die einer sehr, sehr überschaubaren Urbanisation ein Gebäude hinzufügt. Björn schlägt sich mit beiden flachen Händen mehrmals auf die Oberschenkel und verkündet begeistert: „Toll! Das Aquädukt ist fertig!“

 

Björn spielt Civilisation 2, ein Old-School Strategy-Game, das auch ich einst auf meinem ersten Rechner installiert hatte. In dieser virtuellen Welt schreiben wir nun das Jahr 1958. Nach Christus. Und Björn hat seiner Hauptstadt soeben nach Kornkammer und Tempel ein Aquädukt hinzugefügt. 330 Jahre, hier auch Runden, Bauzeit. Auf dem Bildschirm öffnet sich ein nächstes Fenster. Björn schaut mich an und fragt aufgeregt: „Was soll ich jetzt bauen? Stadtmauern oder Siedler?“ Ich zucke mit den Schultern und bastle ein wenig Skepsis in mein Gesicht. „Na ja, der letzte ist mir bei den Arbeiten an der dritten Straßeneinheit anno 1430 verhungert.“ Jetzt nicke ich wissend. „Nun, mit Kornkammer UND Aquädukt, kann da erfahrungsgemäß nix mehr schiefgehen.“ „Das klingt logisch.“, lobt mich Björn. Wählt den Siedler und betätigt die Entertaste. Wieder ist der Bildschirm fast ausschließlich schwarz. Er entert im Sekundentakt und die Jahre fliegen dahin.

 

Dann unterbricht er, lehnt sich weit in seinen Sessel zurück und strategiert: „Wenn der Siedler fertig ist, baue ich eine neue Stadt. Ich habe sogar schon einen Namen.“ Björn schaut mich grinsend an und wartet auf die Frage, die jetzt kommen muss. Ich tue ihm den Gefallen: „Der wäre?“ „Höckfurt!“, prustet er los. Und wieder dieses rhythmische Klatschen auf den Schenkeln. Kräftiger als vorhin.

 

                    Björn und ganz Höckstedt freuen sich. Anno 2016 ist alles erfunden,

was den Bau eines Streitwagens möglich macht.

„Das Spiel ist cool. Macht richtig Laune. Komplex und spannend!“, gerät Björn ins Schwärmen. „Am Anfang kam mal der Iwan vorbei oder auch ein Franzmann und haben gefragt, ob ich mit ihnen sprechen oder Wissen austauschen möchte. Habe ich ´  Nein´   gedrückt.“ Nach einer kurzen Pause, in der er meine Reaktion mustert (ich zeige keine), erzählt er mir von komischen Meldungen. Wie „die Ägypter haben das Weltwunder Pyramiden fertiggestellt“. Oder „die Chinesen haben mit den Bau der Großen Mauer begonnen.“ Das sei nun endlich vorbei. „Irgendwann habe ich beim Programmstart bemerkt, dass ich Zivilisationen deaktivieren kann. Seitdem spiele ich mit einer einzigen. Kaiser Björn der Erste.“ Dann prustet er wieder los: „So kann ich nicht verlieren!

 

Björn entert sich bis ins Jahr 2016. Dann ertönt erneut eine Fanfare und eine Statusmeldung erscheint. Kaiser Björn der Erste hat soeben das Rad erfunden. „Fein!“, ruft Björn. „Dann kann ich nach dem Siedler einen Streitwagen bauen.“

 

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