
Greifswald (SPA): Fraktionsübergreifende und –interne Uneinigkeit kennzeichnen die Diskussionen der Greifswalder Bürgerschaft im Fall der geplanten, gewünschten, unerwünschten, erhofften, abgelehnten, auszuschreibenden Bebauung der grünen Entspannungs-, Sonnen-, Grill- und Liegewiese am Museumshafen. Mittlerweile ist der Disput bei anderen Gliedern der Nahrungskette angekommen … über unsere Außenmikrofone und -kameras haben wir Stimmen und Stimmung der Ryckenten eingefangen.
Vorstellung der DiskutEnten:
Eberhard „Manface“ Duck: gilt als der am besten informierten Wasservogel der nördlichen Hemisphäre; hat sich durch diesen Informationsüberschuss eine exponierte Stellung in der Hierarchie der Ryckenten erworben
Regina „Dreamy“ Duck: sehr allgemeingebildet; neigt dazu, in der Universitätsstadt verträumt durch geöffnete Hörsaalfenster zu fliegen und hört sich anderthalbstündige Vorlesungen an; weilte kürzlich bei einer solchen zur Rekreationsgeografie in der Jahn-Straße
Jost „The Angry“ Duck: der schüchterne Revoluzzer
Miriam „Jesus“ Duck: ist davon überzeugt, dass auch Enten über Wasser gehen können; adoleszent; befindet sich im dialektischen Widerspruch zwischen unbefleckt und Empfängnis
Mahatma Duck: der KompetEnte für Vorpommern
Wu Tang: eine Pekingente; Mitglied des Wu Tang – Clans; vor vielen Jahren eingewandert und bestens integriert; hat Laotse gelesen
sehr viele Statisten
Featuring: ein Pferd, das auf der Wiese grast

Auf dem Ryck unterhalb der Betonstufen
Manface: „Schon gehört? Das wollen sie zubauen.“ Er weist mit dem Zeigeflügel in Richtung der Grünfläche
über den Betonstufen.
„Was? Was soll denn da hin?“, doppelhinterfragt Mahatma.
„Ein Gesundheitszentrum“, antwortet Manface.
Dreamy erläutert: „Gesundheit ist der Zustand des körperlichen und geistigen Wohlbefindens, in dem alle Teile und Organe des Körpers intakt sind und
funktionieren.“
„Ich fühl mich so ungesund“, erwähnt Jesus und trocknet eine Träne im Ryckwasser.

„Rainer Werner Fassbinder muss weg!“, protestiert flüsternd The Angry.
Dreamy erläutert: „Unser Oberbürgermeister heißt Stefan. Dein Rainer Werner hat „Angst essen Seele auf“ gemacht. Als Regisseur. Solltest du dir mal
ansehen.“
„Fassbinder muss weg!“, korrigiert The Angry.
Dreamy fährt ihm erneut in die Parade: „Da gibt es ganz viele.“

„Nochmal und ganz langsam…“, meldet sich, die wenigen Silben betonend, Mahatma. „Das heißt, die wollen das zubauen?“
„Habe ich doch schon gesagt.“, wird Manface unwirsch. „Dann ist es vorbei mit den schönen Studentinnen.“
„Und den schönen Studenten.“, ergänzt Jesus, bevor sie ihren Kopf untertaucht, um sich ganz viele Tränen zu trocknen.
„Fassbinder …“, beginnt schüchtern The Angry, wird jedoch von Manface zeitnah zusammengestaucht: „Werd konkret
oder halt den Schnabel!“
Ein Pferd, das auf der Wiese grast, wiehert.

„Was bedeutet das für die Erholung?“, wirft Mahatma als nächste Frage ins Rund.
„Für eine KompetEnte fragst du ganz schön viel.“, bemerkt Manface und überlässt Dreamy das Wort: „Als Erholung
versteht man die Rückgewinnung verbrauchter Kräfte und das Wiederherstellen der individuellen Leistungsfähigkeit.“
The Angry entrollt ein Plakat auf dem das Konterfei von Rainer Werner Fassbinder mit einem fetten roten Fadenkreuz markiert ist. Sogar Jesus muss lachen. Und wieder weinen.
„Der Mensch ist komisch.“, sagt Dreamy. „Durch Erholung, wie hier, gewinnt er verbrauchte Kräfte zurück und versetzt seinen Körper in einen
wohlbefindlichen und damit gesunden Zustand. Und letzten Endes betoniert er Erholungsflächen mit einem Gesundheitszentrum dicht. Kann mir das hier irgendeiner erklären?“
Manface, Mahatma, Jesus und sogar The Angry schütteln den Kopf.
Wu Tang kommt herbeigeflogen und lässt sich in ihrer Mitte nieder: „Der Mensch ist so gesund wie die Welt und die Natur um ihn herum. Altes chinesisches
Sprichwort. Weiß aber nicht, ob das von Laotse ist.“
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