Greifswald (SPA): Eigentlich wollte Astrid P. nur ihre Astern umsetzen, um Platz für die Katzenminze zu schaffen. Doch als sie am Dienstagabend in ihrem Garten am Rande der Hansestadt Greifswald den Spaten ein viertes Mal in die ausgetrocknete Bodenkrume trat, stieß sie auf etwas sehr Hartes. Trotzdem sie nur einen Stein vermutete, griff sie zum kleinen Buddelbesteck und legte nach wenigen Minuten einen Gegenstand frei, dem gute Chancen eingeräumt werden, zum Leitfossil des frühen 21. Jahrhunderts aufzusteigen.
Die sich am Mittwoch mit dem Fund befassenden Experten von der Greifswalder Universität sowie der Boden- und Denkmalspflege Mecklenburg-Vorpommerns identifizierten das Fossil als ein
Siemens M50. Recht schnell, denn die ursprüngliche Gerätebeschriftung befindet sich in einem nahezu tadellosen Zustand.
"Es gleicht einer Sensation, ein solches Gerät im Jahre 2020 zu finden", sagte der Archäologe Pit Crumb. "Es handelt sich hierbei um ein äußerst bemerkenswertes und kluges Artefakt,
dessen Alter auf circa 20 Jahre festgelegt werden kann. Es mag uns in der heutigen Zeit eher ratlos zurücklassen, aber die Entwicklung eines solchen Gerätes beweist, dass unsere Vorfahren
ziemlich geniale Menschen waren."
Nach Angaben der Experten sei das Siemens M50 ein Kommunikationsmittel gewesen, das primitiven Menschen erlaubte, über größere Entfernungen in einen verbalen Austausch zu treten.
Über eine Tastatur, die durch wiederholten Druck sehr viel mehr Varitionsmöglichkeiten bot, als es auf den ersten Blick erscheint, war es gar möglich, in die stumme Konversation durch das
Versenden von Nachrichten zu gehen.
Crumb und die anderen Fachleute zeigen sich überrascht, dass das Greifswalder M50 so lange in diesem hervorragenden Zustand überlebt hat. Zumal nur zwei weitere, gleichartige Funde in Europa
dokumentiert sind. Aber sowohl beim fragmentarischen Fund in einer Kiesgrube bei Aarau (Schweiz, 2017) als auch jenem in den französischen Alpen (März 2019) wiesen Bildschirm und Tastatur Schäden
auf, die eine Bestimmung des Fossils zu einem Geduldspiel werden ließen.
Mit Abschluss der radiometrischen Altersbestimmung dürfte der Ausgrabung von Astrid P. eine Zukunft in einem Museum beschieden sein. Ob das Fossil dann im hiesigen Landesmuseum, im Berliner Museum für Kommunikation oder gar im London Science Museum zu bewundern ist, liegt nicht in den Händen von Pit Crumb und seinen Kollegen.
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Sabiene (Donnerstag, 02 Juli 2020 17:26)
Astrid P. sollte ihren Garten mit Schnüren in Quadrate aufteilen und weiter graben. Vielleicht findet sie auch noch ein Nokia. Oder eine Sim-Karte mit Guthaben!
LG
Sabiene von sabienes-welt.de
Wally Schön (Mittwoch, 23 Dezember 2020 00:33)
Sieht komisch aus, wie ein altes Handy.