Greifswald (SPA): "Nach all den traurigen Tagen der letzten beiden Jahre war es der schönste, als Michael Sack im Juli seinen Tourkalender herausgab. Endlich wieder unterwegs." Der, der das sagt, ist Benny. Eigentlich Bernhard, 62, frühberenteter Anlagenfahrer aus Bandelin bei Greifswald. Der, den er meint, ist der Landrat des Kreises Vorpommern-Greifswald. Dessen Wahlkampftour alles in den Schatten stellt, was die DDR-Bezirke Rostock, Schwerin, Neubrandenburg und das vereinigte Land Mecklenburg-Vorpommern bis dato erlebt haben: die Orbitals, die Elektriks, Berluc, Dagmar Frederic oder gar Rammstein erblassen.
Benny gilt als der größte und mobilste Sack-Supporter unserer Zeit. "Als ich zum Start der Tour in Loitz mein Fischbrötchen in der Hand hielt, wusste ich: Uns, Michael und mir, stehen
großartige Wochen bevor." Betriebe, Sport, Feuerwehren, Sommerfeste. Schwerin, Schönberg, Wismar, Sternberg, Rostock - Michael kam und Benny war schon da. Sack fuhr und Benny war noch nicht
weg.
"Noch nie in meinem Leben habe ich so viele Feuerwehren besucht", erzählt Benny und schlussfolgert: "Verstehe nicht viel davon, aber wahltaktisch macht das Sinn. Viele
Männer, wie ich in der Blüte ihres Lebens, mit beiden Füßen im Beruf und in der Freizeit im Dienste der Allgemeinheit. Schulen? Nee. Die Verhältnisse Aufwand/Wahlberechtigte, Kosten/Nutzen,
Fertigung/Rechtfertigung sind Downer, die sich einer der heißesten Kandidaten für den Landtag nicht leisten kann. Und so eine Luftfilteranlage neben ein paar maskierten Zweitklässlern sieht auf
einem Tourfoto doch richtig Kacke aus. Oder?"
Dafür könne man schon mal zu Hause alles liegen lassen, meint Benny. Wenn Tour, dann Tour und nach den Hühnern guckt dann mal der Nachbar. Ditte, eigentlich Diethard, heißt der.
Zweimal täglich. Und nach den Belangen eines Landkreises schaut der Stellvertreter. Zweimal täglich? Das weiß er nicht.
Die Orbitals: Greifswalder Musikunterhalter in Demmin (1969)
Bennys Passion begann im Jahre 1969, als er die Orbitals in Demmin sah. Er pult ein Foto aus der Hemdtasche: "Hier. Das sind die Jungs. Und ich war mit dem Fahrrad
da, obwohl damals noch Busse fuhren." Über 50 Jahre nahm er alles mit, was bei Drei auf der Bühne war. Kennt jedes Kulturhaus hier im Nordosten. Doch dann kam Corona.
"Da musste ich umsatteln. Auf die Termine der Bands war ja nicht mehr Verlass. Zu Hause habe ich noch heute 17 Tickets liegen, die auf einen Nachholtermin warten. Und mir fiel die Decke auf
den Kopf - außer wenn ich bei den Hühnern war. Eines Tages, nur wenige Stunden nachdem ich eine Band namens Chrysentimentical Deforced
Uploaders googelte, floppte in meiner Facebook-Timeline die Anzeige von diesem Michael Sack auf. Nächsten Tag die nächste. Am übernächsten ... ich bin zwar Landkreis,
aber nie was von gehört. Irgendwann dacht ich: jetzt mach ich mit. Und heute: überall und egal, wo Michael Sack hinkommt ... ich bin schon da."
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X, Y und Z (Freitag, 20 August 2021 06:24)
Herrlich eingesackt ... und dann noch ein Foto mit Greifswalder Musikgeschichte