Re(h)Turn

 

 

 

Liebe Kinder, liebe Bürger und Bürgerinnen!

 

 

Das ist ein Springbock (kurz: Bock). Der Springbock steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Sportgeräte. Bis weit in das 20. Jahrhundert war er, vor allem in den Monaten November bis März, in den Turnhallen Deutschlands anzutreffen. Meist hielt er sich dort auf dem Parkett zwischen einem Sprungbrett und einer dicken Matte auf. Das Sprungbrett erleichterte das Überqueren des Bocks, die Matte federte die anschließende und durch die Gravitation erzwungene Landung ab. Wer den Sprung über den Bock verweigerte oder gar um diesen herumlief, musste mit Sanktionen durch den Springbockhalter rechnen.  

 

Greifswald (SPA): Im Zuge der bundesweiten Challenge „Fitter unsere Städte und Gemeinden“ wilderte auch die Hanse- und Universitätsstadt Greifswald im Herbst 2017 (wir berichteten) ein gutes Dutzend Springböcke aus. Die scheuen Geräte wurden durch Springbockflüsterer, Traumapsychologen und Mitarbeiter des Umwelt- und Grünflächenamtes in den dunkelsten Ecken städtischer Sporthallen aufgespürt und anschließend in der zuständigen Behörde des Rathauses mit einem Identifikationsstempel versehen. Entsprechend eines straffen Wiedereingliederungsprogramms verbrachten dann geschulte Mitarbeiter die Böcke in Wald und Flur.

 

Faunapsychologisch geschulte Mitarbeiter der Hansestadt Greifswald setzten die Springböcke in der Natur aus

 

In der Vorbereitungswoche auf das neue Schuljahr sind Lehrkräfte und städtische Mitarbeiter bemüht, die ausgewilderten Geräte nach drei Jahren in der freien Wildbahn wieder einzusammeln und hoffen dabei auf die Hilfe der Einwohner Greifswalds und Umgebung. Bürger, die in den wenigen unversiegelten Naherholungszonen der Hansestadt auf einen Springbock treffen, werden gebeten, ihren Standort umgehend der nächsten Polizeidienststelle oder dem zuständigen Forstamt telefonisch zu melden und das Gerät bis zum zeitnahen Erscheinen eines zuständigen Mitarbeiters zu beaufsichtigen. 

 

Die Wartezeit bis zur Abholung kann natürlich dazu genutzt werden, den Springbock mehrmals und ohne Angst zu überqueren. Wer in der Blüte seines sportiven Schaffens steht, darf dies durchaus mit einer Hocke probieren, sollte jedoch vor dem Sprung landungspräventiv die Bodenbeschaffenheit im rückwärtigen Areal des Bockes evaluieren. Alternativ kann der Bock auch per Grätsche oder einem gestreckten Tsukahara mit dreifacher Schraube überquert werden. Altersgerecht steht für Rentner und Kleinkinder die Möglichkeit offen, einfach zwischen dessen Beinen hindurchzukriechen. Keine Sorge - bis heute ist kein Fall bekannt, dass ein Springbock ausschlägt.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Sabiene (Dienstag, 28 Juli 2020 16:58)

    Als Greifswalder Schüler wäre dies nun ein Grund für mich, mir eine Befreiung vom Sportunterricht zu besorgen. Man kann doch keine wilden Tiere auf Schüler loslassen!
    LG
    Sabiene von www.sabienes-welt.de

  • #2

    Brycke (Dienstag, 28 Juli 2020 18:10)

    Bring die kleinen Racker nicht auf Ideen, Sabiene.