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Greifswald (SPA): Anfang Mai ist die Sache I.S. völlig zum Erliegen, besser wohl: Abliegen, gekommen. Die regelmäßigen Telefonate mit Schwerin sind frustrierend und er stellt fest, dass seine Lunte schon ein wenig runtergebrannt ist. Die schwindende Gelassenheit versucht er mit Ignorieren zu kompensieren - diese Übung liegt ihm nicht unbedingt, schlafarme Nächte bleiben, aber sie induziert im beruflichen Alltag manch überraschende Reaktion. In der Sache aber wird er wohl alles auf die Karte Lehrersprechstunde der Ministerin setzen müssen. Dann meldet sich aus dem Nichts Frau P. vom IQ MV. Per Mail.
Greifswald (SPA): Mit einem virtuellen Eimer Honig und Ruhepuls Acht transferiert sich Sache I.S. am Nachmittag des 21. Dezember zum vorweihnachtlichen Clearing in Richtung Arbeitsstube des Schulrates B. In den letzten Winkel des verwinkelten Schulamts, so fast am Ende, mit winterlich-schwerem Schuhwerk über dicke Fußbeläge (VEB Halbmond-Teppiche Oelsnitz?) gleitend, die immer noch hinreichend knarzendes Dielengeräusch in die gehöraffine Atmosphäre wirbeln, dass jeder hier Beschäftigte weiß: "Huch, da kommt ja jemand."
Greifswald (SPA): Nur einen einzigen Tag später erhält Lehrer I.S. ein neues Einstellungsangebot. Seine "Erfahrung" erhält in diesem eine Stufenkorrektur auf "3". Das mit der Kündigungsfrist hat die Koordinatorin Lehrereinstellung allerdings immer noch nicht voll erfasst, denn das Angebot bezieht sich auf einen utopischen Arbeitsbeginn zum 1. Oktober.
Teil 1
Greifswald (SPA): Die Regionalschule, für die sich Lehrer I.S. nun entschieden hat, signalisiert nicht nur bei ihm sondern auch beim Schulamt dringenden
Bedarf für einen Mathelehrer zum 1. September des kommenden Schuljahres. Er verweist auf seine siebenmonatige Kündigungsfrist, die nur durch Genehmigung eines Aufhebungsantrages auf einen Monat
gedrosselt werden kann. Entsprechend ihrer Erfahrungswerte bittet ihn die Direktorin der Schule deshalb, nach circa drei Wochen den Stand der Sachbearbeitung im Schulamt zu hinterfragen.
Greifswald (SPA): Jedes Jahr dieselbe Prozedur. Plätschern sie auf Ewigkeiten überproportional in den Sommermonaten durch den dicht bewachsenen Medienwald, so bekommen die Bürger diese Schlagzeilen mittlerweile auch in kleinen, verdaulichen Häppchen quer durch´s Anno präsentiert. Thema: DER Lehrermangel. Dafür wurde viel Papier in den Rhein, die Neiße, die Warnow oder die Schwarze Elster gelassen. Stromaufwärts ... das macht Sinn. In dem der Prozedur.
Greifswald (SPA): Am Markt beim Italiener bin ich mit ihm verabredet. Permanentbesorgter Bürgerbegehrer und seitdem begehrter Bürger, Demokratieversteher, NordQuer- und nicht Mainstreamer, links-grün-unversiffter MWut- statt Gutmensch, dieselbetriebener Think Tank der globalen Weltverschwörung, selbstbestimmt antiGender, unwoke und dennoch aufgewacht, omnikompetent ... Punkte aus seinem Portfolio. Wir wollen uns unterhalten - über grüne Ideologie in der Hansestadt.
Greifswald (SPA): Es dürfte vor mindestens vier, könnte aber auch vor sechs Jahren gewesen sein, als ich durch einen Laden in der Greifswalder Innenstadt schlenderte und quasi aus
dem Augenwinkel heraus dutzende rote Rentierchen wahrnahm. Die in schier endloser Kongruenz auf zweimalnullkommaacht Metern Geschenkpapier gedruckt waren, das ich nach dem Gedanken "kann ich
irgendwann gebrauchen" im Affekt ergriff, an die Kasse verbrachte und mit einem einzigen glatten EURO bar bezahlte.
Greifswald: ... Papa, geh doch mal zum Urologen. Eigentlich hat der vollversicherte Mann soetwas in der Hauspost. Zur Fünfzig. Liebe BARMER, bin mir sicher, ihr habt mich zur Vorsorge eingeladen. Habe es wohl nicht zu Ende gelesen. Weggelegt. Weggeschoben. Untergemölt. Vergessen. Aber nun kam es aus der Familie. Also bin ich hin. Im August wegen Termin. Und der war diese Woche.
Greifswald (SPA): Am 28. Oktober ist es wie in jedem Jahr soweit. Während überall auf der Welt kleine und große Kinder beginnen, die Schneeschuhe für den Nikolaus zu putzen, wird Helga Radtke, pensionierte Lehrerin aus der Greifswalder Fettenvorstadt, die Musikanlage aus dem Schuppen holen, diese entstauben, sich ein paar weiße Handschuhe anziehen, eine, ihre einzige, 60er ORWO-Kassette in das Kassettenfach schieben und die Play-Taste betätigen. Dann wird sie "Last Christmas" von Wham! hören. Bis weit in den Januar.
Greifswald (SPA): Jetzt wird es ernst. Angesichts des nahenden, wütendsten und allerhärtesten Winters seit März 2022 hat sich die deutsche Exilregierung unter Führung des Schattenkanzlers Ralph T. Niemeyer entschlossen, volles Rohr in die gesicherte Gasversorgung einer von unfähigen Politikern geführten Gesellschaft zu gehen. Alle bislang eingegangenen sowie die noch eingehenden Spendengelder sollen in die Installation von Nord Stream 2 2.0 investiert werden.
Greifswald (SPA): Es war im Mai 2019, als das renommierte Meinungsforschungsinstitut SorbInfoTest das Ergebnis einer ungewöhnlichen Umfrage veröffentlichte. 5887 Frauen
und 4156 Männer des Nordostens wurden um eine Auskunft gebeten, ob sie freudig die Türe öffnen würden, wenn eine in Liebesdingen werbende Person sich allein für einen Kuss ankündige.
Zehntausenddreiundvierzig Menschen des Bundeslandes antworteten mit einem repräsentativen "Ja" und sorgten mit ihrem Bekenntnis dafür, dass die Chefgrafikerin
der Ostseezeitung nur einen fetten Balken auf die Titelseite der Gazette malen brauchte.
Und nun hat sich Kaurismäki verliebt. Ausgerechnet in jene Frau, die im Rahmen dieser Erhebung nicht befragt wurde.
Greifswald (SPA): Auf der steten Suche nach Retro-Erlebnissen wagen sich die Hipster der Groß- und Mittelstädte zunehmend aufs weite Land. Bauern aus der Greifswalder Umgebung berichten von bärtigen, eigenartig gekleideten Männern, die sich in einen 312er Wartburg quetschen und dann mit ihren New-Balance-Turnschuhen in den Ställen auftauchen, um Eier zu sammeln, Schweine zu füttern oder ein paar Euter zwischen die Finger zu bekommen. Die Preise für solche Dienstleistungen schossen in den letzten Monaten auf 80€/Person in die Höhe. Die Landwirte lehnen sich zurück, bis die Arbeit erledigt ist und viele unter ihnen sind begierig darauf, von dieser neuen Einnahmequelle zu profitieren. Das Angebot wird vielfälter und angepasst. Beispielsweise gehört es mittlerweile zum Standard, dass die Ställe mit Musik von Arcade Fire oder Primus beschallt werden.
Greifswald (SPA): Freitagmittag. Feierabend und ich schwinge mich aufs Rad, als das Telefon klingelt. Unbekannte Nummer. "Hallo, Herr Brycke. Fein, dass ich sie
erreiche. Degrassi hier. Die Katharina von der OZ. Wir sind alle mit dem Ticket unterwegs. Hautnah. Investigativ. Unter Menschen. In vollen Zügen. Wir alle ... OZ, GTV, Radio 98eins, NDR,
Apotheken-Rundschau, BILD, Freie Erde, Frösi. Wir haben einen Anruf aus dem DB-Service-Center am Bahnhof Greifswald. Dort ist ein Punk gestrandet. Übernehmen Sie das? Bericht per Mail.
Danke." Und aufgelegt.
Greifswald (SPA): Als der sorbische Kunstkritiker Juri Acryl im 4. Jahrhundert nach Christus durch die mit Malereien verzierten Granitschluchten des Oberlausitzer Berglandes spazierte, rutschte ihm folgender Satz durch die Lippen: "Jedem Graffito liegt eine, manchmal rätselhafte, Geschichte zugrunde." Der Mann ahnte nicht, dass dieser Satz zum Mantra kommender Kunstbetrachtungen werden sollte. Noch sah er die Option voraus, dass in einer Stadt der Zukunft die Graffiti-Kunst zu einem Thema in der Show "Who will be the Burgermeister?" überhöht wird.
Greifswald (SPA): Nach dem Bockspringen und dem Draisinen stellen wir heute die fast vergessene Sportart Brennball vor. Eine, die wie kaum eine andere konservative Mentalität und Machtanspruch auf deutschem Boden geprägt, symbolisiert sowie im wahrsten Sinne des Wortes befeuert hat.
Greifswald (SPA): Mit einem außergewöhnlichen Angebot wartet die Greifswalder Volkshochschule in Vorbereitung auf die am 12. Juni dieses Jahres stattfindenden Oberbürgermeisterwahlen auf. Demnach beginnt am kommenden Montag ein vierwöchiger "Fußmattenpräventionskurs", in dem wahlberechtigten Bürgern der Hansestadt die Möglichkeit gegeben werden soll, das fußmattenkompatible Betreten von Wahllokalen zu trainieren. Die Notwendigkeit dieses Kurses ergibt sich aus der Mattengate-Affäre, die im Jahr 2015 die Wahl des Oberbürgermeisters in Greifswald überschattete.
Greifswald (SPA): Acht KandidatInnen stellen sich der anstehenden Bürgermeisterwahl in Greifswald. Gestern nun habe ich in meinem Badeschaum, den ich zu diesem Anlass wunderschön zum Urkontinent Pangäa geformt hatte, gelesen: wem denn nun die besten Chancen auf diesen beliebten und kritisch beäugten Posten zuzurechnen seien. Und das Schaumorakel antwortete.
Greifswald (SPA): Es ist Spaziermontag in der Hansestadt. Andreone hebt sich aus der Couch. Und tut es auch. Spazieren. Zum Marktplatz auf den Marktplatz. Plandemie
dort, Pandemie da. 800 Menschen. Zwei Zaunreihen, die trennen und mittendrin ein Fotograf. Symbolfoto. Drei Stunden später wird es heißen:
Gespaltene Stadt.
Greifswald: Um der nicht so zahlungskräftigen Jugend aus den umliegenden Gemeinden eine aktive Teilhabe am kulturellen Leben Greifswalds zu ermöglichen, hat sich die Hanse- und Universitätsstadt entschlossen, für die Fahrstühle am Bahnhof eine Mehrfachnutzung zu ermöglichen. Durch den simplen Zusatz "Bed &" dürfen diese nun offiziell das Label "Bed & Fall or Hub" führen.
Greifswald (SPA): Seit dem vorigen Jahr tauchten überall auf der Welt aus dem Nichts wundersame Stelen (Monolithen) auf, deren Ursprung den Menschen Rätsel aufgab. Ob in
Utah, im Norden der Niederlande, im spanischen Örtchen Ayllón, auf der Isle of Wight oder in Sulzbach (Main-Taunus-Kreis) - die urheberrechtlichen Vermutungen erstreckten sich von Aliens bis zu
arglistigen Nachbarn, die mit einem bösen Scherz Unbehagen stiften wollten. Greifswald blieb davon verschont ... bis in diese Woche.
Greifswald (SPA): Damit haben Millionen Kino-Fans nicht mehr gerechnet: nach über drei Jahrzehnten und absolut geheimgehaltenen Dreharbeiten wirft nun Touchstone Pictures doch noch
ein Sequel zu "Pretty Woman" in die Lichtspielhäuser. Bei der gestrigen Premiere von "Terra Todesstern (Pretty Woman 2)" im einzigen Greifswalder Kino drängten sich die Besucher
erwartungsvoll vor vier von sechs Sälen. Bis kommenden Sonntag sind bereits alle Karten ausverkauft.
Greifswald (SPA): Einem bei Greifswald wohnhaften Mann ist es am Montag gelungen, den seit über sechs Jahrhunderten verschollenen Schatz des Klaus Störtebeker zu
bergen. Just an jenem Tag, an dem sich Kostümfan Yan O. eine Seeräuber-Robe in der Kuba-Version aus dem Schrank klaubte, gelang ihm der sensationelle Fund in einem Pferdestall der Ortslage
Griebenow.
Greifswald (SPA): "Nach all den traurigen Tagen der letzten beiden Jahre war es der schönste, als Michael Sack im Juli seinen Tourkalender herausgab. Endlich wieder unterwegs." Der, der das sagt, ist Benny. Eigentlich Bernhard, 62, frühberenteter Anlagenfahrer aus Bandelin bei Greifswald. Der, den er meint, ist der Landrat des Kreises Vorpommern-Greifswald. Dessen Wahlkampftour alles in den Schatten stellt, was die DDR-Bezirke Rostock, Schwerin, Neubrandenburg und das vereinigte Land Mecklenburg-Vorpommern bis dato erlebt haben: die Orbitals, die Elektriks, Berluc, Dagmar Frederic oder gar Rammstein erblassen.
Greifswald (SPA): Wissenschaftler des Gesundheitszentrums Greifswald sowie des Universitätsklinikums haben gestern Zahlen veröffentlicht, nach denen das Gesamtgewicht der Greifswalder Bevölkerung in der zurückliegenden Coronasaison die magische Vier-Millionen-Kilo - Marke übertroffen hat. Die somit ermittelte Zunahme von einer knappen Viertelmillion Kilogramm bedeutet eine relative Steigerung von 5,8 Prozent und pulverisiert damit deutlich die bisherigen Rekordwerte der Weihnachtsfeste von 2001 und 1993 sowie aus dem Jahr der Pommerschen Sahneschnitte 1827, das iÜ den Beginn für derartige Erhebungen markiert.
Greifswald (SPA): Der jährlich ausgelobte Award für die "Unterwürfige Frau" geht in diesem Jahr in die Hansestadt Greifswald und damit erstmals in seiner
59jährigen Geschichte nach Vorpommern. Von der CDU-nahen Innozenz-Stiftung verliehen, ist der Preis mit einer lebenslangen, monatlichen Zusatzrente von 29,99€ sowie hochwertigen Sach- und
Aktivpreisen dotiert.
Greifswald (SPA): Konstant hohe Studentenzahlen und Zuzug der letzten Jahre haben in der Hansestadt Greifswald zu akutem Wohnraummangel und einem Anstieg der Mietpreise geführt. Der Druck auf den Wohnungsmarkt steigt. Nun hat mit ALDI ausgerechnet ein Discounter diesen Zuständen den Kampf angesagt. Am letzten Wochenende startete er die Kampagne „EinEuroHopper statt EinEuroJobber“ und dürfte damit den lokalen Immobilienmarkt nachhaltig aufmischen.
Greifswald (SPA): Nun geschah es. Überrascht (Überraschungssmiley) vom Absturz der Abiturienten 2021 in den Mathematikprüfungen, einem Punkteschnitt von einer Handbreit über der x-Achse, zog das Bildungsministerium des Bundeslandes MV übers Wochenende die Reißleine aus dem Lot. Indem es den Schülern öffentlichkeitswirksam zwei Punkte schenkte. Gnädig? Einfach so? Türlich, Türlich ... und so erspritzt sich in den Kommentarspalten einiger in der Ursachenforschung gegen die Kreidetafel laufender Leitmedien wie OZ und NK das, was unser aller Solidargemeinschaft prägt: Missgunst, Neid, Häme, Opferriten.
Greifswald (SPA): Gudrun Schmack rutscht auf dem harten Stuhl hin und her. Es juckt und sie reibt sich das Schulterblatt an der Lehne. Seit 17 Minuten scheint ihr das Licht einer 180Watt-Schreibtischlampe ins Gesicht. Mitten in die Augen. Sie blinzelt. "Können Sie mir auch ein Glas Wasser bringen, Herr Kriminaloberkommissar?" Kriminalhauptkommissar Hartmut Steglich-Brand stellt das seine ab, netzt sich die Lippen und wird zum Bad Cop: "Kriminalhauptkommissar, Frau Professorin."
Flaggen und Vögel: Kneipenquiz im Exil
Greifswald (SPA): Schon beim Ablegen meiner Jacke entzaubert mich Arni: „Sportquiz? Heute ist Audiovision. Sport ist erst in vier Wochen.“ „Na toll.“, sag ich. „Habe alle Europameisterinnen der Rhythmischen Sportgymnastik seit 1870 intus. Keule und Band. Kostete mich eine Mittagspause.“ Ich bestelle ein Jever und bitte die zuständige Hirnregion, alle Namen mit den Endungen ova und ina für vier Wochen ins brainale Exil zu schieben. Derweil kündigt Longus Maximus, seines Zeichens Quizmaster in dieser Location, die erste Visuell-Kategorie an: Flaggen unbekannter Länder.
Greifswald (SPA): Dienstag und Feierabend. Kurz nachdem ich mich der immer noch aktuellen Fahrradthermojacke entledigt habe, just in dem Moment, als ich im Kühlschrank nach einem
Abendbrot frage, klingelt das Telefon. Eine zarte Frauenstimme stellt sich mir als persönliche Kundenberaterin meines Telekommunikationsanbieters vor. Ich lausche und irgendwer im Orbit setzt nun
eine Parallelschaltung in Gang. Mit null Interferenz.
Greifswald (SPA): Geräuschlos, mit geringem Zeitaufwand und ohne die zwingend erscheinende Medienpräsenz kam es gestern im Greifswalder Bündnis Hollatz
zur Entscheidung über die K-Frage. Im Einverständnis mit seinem Selbst einigte sich Bündnisgründer André Hollatz bei der Platzierung von Kind oder Kastenbier auf Letzteres.
Greifswald (SPA): Während erste Rosen in den pommerschen Vorgärten ihre Knospen öffnen, schwappt über den kleinen Teich der erste 2018er Modetrend aus Skandinavien nach Deutschland. Bei spontan angesetzten Grillfesten zeigen sich erste mutige Vertreter mit der inversen Dreiviertelhose, der von Fashion-Experten für die nächsten Wochen und Monate ein Siegeszug gen Süden vorausgesagt wird.
Greifswald(SPA): Als erste Kommune Deutschlands untersagt die Hanse- und Universitätsstadt Greifswald das gemeinsame Tragen von Sandalen und Socken. Damit bricht die Bürgerschaft mit einer Jahrzehnte alten Tradition und stürzt die vornehmliche Zielgruppe dieses bahnbrechenden Beschlusses in einen schockähnlichen Zustand.
Greifswald (SPA): Vier Jahre nachdem der vorzeigenswerteste Schwiegersohn (in spe) der Nation mit dem Abschluss seines Studiums die Hansestadt Greifswald verließ, fand
gestern die selbständige Haushaltshilfe Vera F. ein rotes Halstuch auf dem Hinterhof der ehemaligen Amthor Mansion. Die eingestickten Initialen P und A, eingeschlossen in einem konservativen
Kreis, sowie einige hervorragend erhaltene semmelblonde Schuppen erlauben ohne einen DNA-Test die eindeutige Zuordnung des Fundstücks zum Fundskerl und Hoffnungsschlepper der Christlich
Demokratischen Union (C*U), der auch unter den Kampfnamen Harry Potter der CDU, Fipsi oder Planierraupe aus Ueckermünde firmiert.
Telekommunikativer Werbespot: Eine Glasfaserkabelfee schwebt über das ländliche Mecklenburg-Vorpommern und wrackt gebräuchliche, altertümliche Kommunikationstechnik ein.
Greifswald: Bei der flächendeckenden Versorgung des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern mit 54 Mbit/s setzt die Schweriner Landesregierung auf die Symbolträchtigkeit der Abwrackprämie. So werden die Bürger des Bundeslandes in einem Werbespot für die Innovationen der Telekommunikation sensibilisiert und in märchenhaften Bildern ermutigt, sich in heiterer Fröhlichkeit (für fröhliche Heiterkeit wählen Sie sich bitte neu ein) von den fernkommunikationsorientierten Anschaffungen der letzten Jahrhunderte zu trennen.
Greifswald (SPA): Vorpommern gelten als einfache, bisweilen mürrische Menschen, die alltagsfreundliche Kleidung tragen und Zigaretten aus Polen schmuggeln. Diese
Charakterisierung ist allerdings irreführend, da es unter den Vorpommern große Unterschiede gibt. Der folgende, praktische Leitfaden soll Ihnen helfen festzustellen, ob Sie ein heidnischer,
konservativer oder irgendetwas Dazwischenvorpommer sind.
Greifswald (SPA): Viele Winter mussten Menschen und Forscher in den tiefergelegenen Gebieten warten, dass sich Schneewesen in Vorgärten, an Straßenrändern oder auf
Plätzen wieder öffentlich zeigen. Nun registrieren Beobachter auch in Greifswald und Umgebung wieder ein gehäuftes Auftreten dieser rätselhaften Spezies, die vom Menschen in simpler und
traditioneller Weise mit der Bezeichnung Schneemann belegt wird. Auch, weil Schneefrauen in den historischen Urkunden, die bis zu den Schriften des Tacitus zurückreichen, kaum Erwähnung
finden. Vielmehr lässt sich vermuten, dass deren punktuelles Auftreten in einem Akt der Versimplifizierung regelmäßig nur eine handschriftliche Notiz als männliches Mitglied dieser Art erfahren
hat.
So soll sie nach den Vorstellungen des Wirtschaftsministeriums aussehen: Die Entmonopolisierung der Sommersaison in MeckPomm
Greifswald (SPA): Nachdem das schüchterne, sommerliche Brainstorming in punkto Corona-Krisenmanagement von der brutalen Realität mehrfach überrundet worden ist, wendet sich die Schweriner Landsregierung offenbar neuen Schwerpunkten zu, deren Fettnäpfchendichte von den externen Beratern als weit überschaubarer eingeschätzt wird. Ein geleaktes Dokument aus dem Wirtschaftsministerium des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern zeigt, dass der Kampf ab sofort dem saisonalen Charakter wassergebundener Tourismus- und Erholungsformen angesagt wird. Ziel ist es, sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite für mehr Planungssicherheit zu sorgen und somit in Krisenzeiten, die ja bis dato nur durch das Wetter bestimmt waren, die wirtschaftliche und Arbeitsmarktsituation stabiler zu gestalten.
Greifswald (SPA): Rahmen An: Im Anschluss an die 9:00 Uhr-Nachrichten auf Radio MV: "Hier noch ein Hinweis der Polizei Greifswald. Der gestern im Rügener Weg ausgebrochene Wohnungsbrand hat sich über weitere Aufgänge ausgebreitet. Bleiben Sie ruhig, in ihren Wohnungen oder umfahren Sie den Bereich großräumig. Es wird an einer Lösung des Problems gearbeitet."
Der Patient, Freund und Kollege, beim Erleben des Virus. Wir haben interviewt und dem Bericht in etwa zeitgleiche Äußerungen Greifswalder Fachleute und Spezialisten hinzugefügt.
Greifswald (SPA): Am 17. Dezember meldet sich die Mutter eines Kindes in der Einrichtung. Ihr Kind sei positiv. Eine Kontaktrückverfolgung ist schwierig, da sich das Kind in der Sammelgruppe befand, die an jedem frühen Morgen von den Erzieherinnen betreut wird. Ein sofort vorgenommener Abstrich ergibt auch bei einer von diesen einen positiven Befund. Weiteren Kindern wird ebenso ein solches Ergebnis bescheinigt. Wie alle Kinder, wie alle Erzieherinnen, wird auch die Frau des Patienten, der noch kein Patient ist, umgehend in die Häuslichkeit geschickt. In Quarantäne mit negativem Befund.
Greifswald (SPA): Die im frühen Dezember einsetzende Zeit der ausführlichen Jahresrückblicke ist nun vorüber und so haben wir Muße, eine Sicht in die Zukunft zu wagen. Wir fuhren aufs Land, konstruierten auf ein Feld bei Neu Boltenhagen ein formschönes Rechteck von 3x4 Feldern, kennzeichneten diese von J (Januar) bis D (Dezember) und führten entsprechend einer überlieferten, pommerschen Tradition die Orakelkuh auf das gezeichnete Geläuf. Auf dass sie uns das Jahr 2021 in die Segmente kacke. Das junge Tier war sehr aufgeregt, irrte ein wenig umher, litt an Verstopfungen - doch gestern war es soweit: 12 Points Vorpommern!
Rode Mantel uttuscht un good tomood: Wiehnachtsmann
(na een wohr Begevenhiet)
Greifswald (SPA): Mien Söhn, fief Johr oolt, steiht ünner Stroom. Alltied wedder segg ik: „He kumt gliek. Dor sünd noch anner Kinner na de Straat, de he en Geschenk mang de Wiehnachtsboom leggen mutt.“ Denn geiht de Bimmel.
Greifswald
(SPA):
In einer eindringlichen Ansprache, die gestern live aus dem Greifswalder Kaisersaal übertragen wurde, bereitete Bundeskanzlerin Angela Merkel die Bürger und Bürgerinnen Deutschland darauf vor,
ihre Uhren noch vor Weihnachten auf 2019 zurückzustellen. So folgerichtig es sei, den derzeitigen Entwicklungen administrative Maßnahmen entgegenzusetzen, so überraschend kam diese Forderung nach
einem rigorosen Reset.
Greifswald (SPA): Eine brandneue Studie der Universität Greifswald hat ergeben, dass schockierende 94 Prozent der vorpommerschen Kinder und Jugendlichen die Dancemoves zu Liedgut wie „Oh, du fröhliche“ oder „Ihr Kinderlein, kommet“ nicht vollführen können.
Greifswald (SPA): Die 41-jährige Greifswalderin Evelyn Beck überschlägt, dass sie ihrer Familie in diesem Jahr mehr als sechshundert Euro gespart hat, indem sie aus zwei- bis vierlagigem Toilettenpapier einlagiges gerollt hat. Als Mutter von sechs heranwachsenden Kindern, Tante von 23 Nichten und Neffen und Besitzerin eines Ehemanns, der routinemäßig mehr als einen nachhaltigen Anteil an Kleenex oder Hakle verwendet, hat sich Frau Beck zu Beginn des Jahres entschlossen, in ihrer Familie keinen unnötigen Luxus zuzulassen. Keinen, der über eine Lage hinausgeht.
Greifswald (SPA): Ich sitze gegen halb Vier im Büro und profile ein bisschen. Die Tür fliegt auf. Drei Männer, gehüllt in weiße Kittel, Atemschutzmaske, stürmen herein. Der erste zieht ein transparentes Röhrchen aus der Schürzentasche und hält es mir vor die Nase. „Guten Tag. Franke, NADA Bonn, Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland. Das ist eine unangekündigte Dopingkontrolle.“ Vor meinem Gesicht beginnt das Röhrchen zu tänzeln. „Wir benötigen jetzt eine Urinprobe.“
Heavy Rotation im Hause Caffier: "Sturm & Dreck" von Feine Sahne Fischfilet
Greifswald/Schwerin (SPA): Hatte Lorenz Caffier, seit 2006 Innenminister Mecklenburg/Vorpommerns, in der Vergangenheit so einige Skandälchen schadlos überstanden (Bau eines Ferienhauses in einem geschützten Uferbereich, Kauf einer Waffe über das "Nordkreuz"-Netzwerk), dürfte ihn ein neuerlicher Vorfall endgültig zu Fall bringen. Trotz tagelangen Schweigens zu diesbezüglichen Anfragen räumte Caffier am gestrigen Abend ein, im Jahr 2019 bei einem Plattendealer in Greifswald einen Tonträger der Band Feine Sahne Fischfilet erworben zu haben.
Greifswald (SPA): Lokaltermin in den Ruinen der Krankenkasse für Foto-Art und andere Kunst (KFAaK). André Hollatz, der sich in Greifswald seinen Künstlernamen Knepulski in der kreativen Branche hart erarbeitet hat, baut sich breitbeinig hinter einem hochmodernen Sauggerät auf und schaut ernst in die Kamera. Schlauch und Bodenschnüffelstück ächzen plasten unter seinem Aufstützgewicht. Lose verteilt sind rundherum Steine zu sehen, gesplittertes Holz, marode Rohrsysteme, rostiges Metall. Viel Staub. Unheimlich viel Staub.
Greifswald (SPA): Über viele Jahre galt die auf dem ZDF-Dokumentations-Kanal ausgestrahlte Raubfisch-Woche als absoluter Straßenfeger. Die faszinierenden, manchmal auch schockierenden Beiträge über tötende und attackierende Wesen der Unterwasserwelt, gespickt mit klaffenden Bisswunden, blutigen Verstümmelungen, bunten Verätzungen und tiefen Stichen ließen den deutschen Fernsehzuschauer weit und erstaunt in die Couchgarnituren sinken.
Greifswald (SPA): Am 28. Oktober ist es wie in jedem Jahr soweit. Helga Radtke, pensionierte Lehrerin aus der Greifswalder Fettenvorstadt, wird die Musikanlage aus dem Schuppen holen, diese entstauben, sich ein paar weiße Handschuhe anziehen, eine, ihre einzige, 60er ORWO-Kassette in das Kassettenfach schieben und die Play-Taste betätigen. Dann wird sie "Last Christmas" von Wham! hören. Bis Mitte Januar.